Die effektive Übertragung wissenschaftlichen Wissens in praktische Anwendungskontexte ist ein zentrales Anliegen verschiedener politischer Initiativen zum Forschungstransfer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Obwohl ein solcher Transferprozess vielfach als wünschenswert betrachtet wird, gibt es gesellschaftliche Wahrnehmungen, dass die Wissenschaft über unzureichende Instrumente verfügt, um ihn zu vollziehen. Diese Wahrnehmungen werfen die Frage auf, wie der Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis erfolgreich gestaltet werden kann.
Eine zentrale, aber selten thematisierte Form des Wissenstransfers wird durch die akademische Lehre vermittelt. Dort erwerben Studierende in Studienfächern, die sich primär an Wissenschaftsdisziplinen orientieren, explizites Wissen über wissenschaftliche Theorien und Methoden. Gleichzeitig üben sie sich ein in die Praxis wissenschaftlichen Arbeitens und entwickeln dadurch implizites Wissen sowie Handlungskompetenz in der Wissenschaft. Darüber hinaus gibt es aber auch Studienfächer, die sich nicht primär an Wissenschaftsdisziplinen, sondern an gesellschaftlichen Handlungsfeldern orientieren. Solche anwendungsbezogenen Studienfächer greifen einerseits auf Theorien und Methoden unterschiedlicher Disziplinen zu, um interdisziplinäre Forschungskompetenzen zu vermitteln. Andererseits zielen sie darauf ab, dass Studierende transdisziplinäre Transferkompetenzen entwickeln, die es ihnen ermöglichen wissenschaftliches Wissen in Anwendungskontexte sowie umgekehrt Praxisproblemen in wissenschaftliche Fragestellungen zu übersetzen.
Vor diesem Hintergrund wird in diesem Abschlussprojekt exemplarisch das Berufsfeld der Stadtentwicklung daraufhin analysiert, welche Transferkompetenzen in darauf bezogenen Studiengängen wie gefördert werden sollen und wie Praxisakteure die Entwicklung solcher Kompetenzen im Studium bewerten.
Einerseits dienen dabei Studien- und Prüfungsordnungen sowie Modulhandbücher als empirisches Material. Andererseits werden problemzentrierte Interviews (hauptsächlich) mit Praxisakteuren des Berufsfelds Stadtentwicklung analysiert. Das empirische Material wurde im BMBF-Projekt ForEinT gewonnen.
Das Seminar vermittelt einen Einblick in die Themen Wissenstransfer, Kompetenzorientierung der Hochschulbildung und Stadtentwicklung als Berufsfeld. Darüber hinaus werden Kenntnisse der theoriegeleiteten Fallauswahl, der Dokumentanalyse und des problemzentrierten Interviews als Erhebungsmethoden vermittelt. Der Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit liegt jedoch auf der Formulierung einer eigenständigen Fragestellung und einer Inhaltsanalyse des Textkorpus unter Nutzung der Software MAXQDA. Daneben gibt es in einem beschränkten Umfang die Möglichkeit, zusätzliche Daten zu erheben und mit anderen Auswertungsmethoden zu experimentieren (z.B. automatisierte Themenmodelle).
