Menschen sprechen vom Gewissen, wenn sie es spüren - wenn es schmerzt oder tobt, wenn es gequält ist oder beißt.
Bei so viel Negativität fragt man sich, wie es in der beißenden Erfahrung des Gewissens um die Würde der Person steht! Und dann: Lässt sich angesichts der offenkundigen Gewissenlosigkeit der Welt ein Gewissen allgemein behaupten? Wieso verwenden Theologen, Philosophen, Mediziner und Juristen (GG) diesen undeutlichen Begriff?
Nach einer einführenden Übersicht über mögliche biblische und kulturhistorische Zugänge, unter denen die christliche Tradition sich dem Phänomen Gewissen nähert, werden relevante inhaltliche Bestimmungen des Begriffs in Patristik (Augustinus), Scholastik (Aquin) und Moderne (Newman; II. Vatikanischen Konzil) betrachtet. Humanwissenschaftliche Anfragen folgen. Abschließend werden auf dieser Basis konkrete Gewissenskonflikte bedacht: einmal im Modus der Fiktion über verstrickte Figuren wie Faust, Hamlet oder Raskolnikoff; ein andermal im Modus der Geschichte – dem Schießbefehl von 1982 im Grenzgesetz (§ 27) der DDR.