Kritiker werfen ihm vor, Karl Barth hätte mit seiner "Kirchlichen Dogmatik" eine gewaltige theologische Kathedrale entworfen und dabei an Bodenhaftung verloren. Dabei hat der „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“ als kritischer Zeitgenosse am Geschehen seiner Zeit intensiv Anteil genommen. Sein Kommentar zum Römerbrief ist auch eine Reaktion auf die "Götterdämmerung" des ersten Weltkriegs. Die Konzentration auf "Theologische Existenz heute!" ist zugleich eine Kampfansage an die politischen Theologien der Deutschen Christen. Wie verhalten sich bei Barth die Suche nach zeitübergreifenden Wahrheiten und die ganz konkreten politischen, kirchenpolitischen und theologiegeschichtlichen Auseinandersetzungen zueinander? In der ganz bewusst "interdisziplinär" gehaltenen Übung (sie kann entweder in der Kirchengeschichte oder in der Systematischen Theologie angerechnet werden) wollen wir im Wechsel wichtige Texte Barths lesen und ihre jeweiligen zeitgeschichtlichen Kontexte erkunden.