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Hauptseminar: Lavater im Kontext - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Hauptseminar: Lavater im Kontext
Semester WS 2017/18
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 2
Heimat-Einrichtung Theologische Fakultät
Veranstaltungstyp Hauptseminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Vorbesprechung Montag, 09.10.2017 14:15 - 15:00
Erster Termin Montag, 09.10.2017 14:15 - 15:00, Ort: (SR B)
Leistungsnachweis KE/D: AM KG
SWS 2

Räume und Zeiten

(SR B)
Montag: 14:15 - 15:45, wöchentlich (14x)
Montag, 09.10.2017 14:15 - 15:00

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Der Züricher Diakon Johann Caspar Lavater (1741-1801) gehört zu den bekanntesten – und umstrittensten – Theologen des 18. Jahrhunderts über den deutschsprachigen Raum hinaus. An den meisten zu seiner Lebzeit geführten Kontroversen im „Jahrhundert der Aufklärung“ war er beteiligt. Seine Kontakte reichten vom Hauptvertreter der theologischen Popularaufklärung, J.J. Spalding, über Charles Bonnet, F.C. Oetinger, J.S. Semler, J.G Herder, J.W. Goethe bis in den Zarenpalast. Mit seinen „Physiognomischen Fragmenten“ spaltete er die Gelehrtenschaft und gehörte doch zugleich zu den maßgeblichen Begründern der modernen Physiognomik. Seine „Aussichten in die Ewigkeit“ dürften eines der populärsten Werke evangelischer Eschatologie gewesen sein. Seine öffentliche Korrespondenz mit Moses Mendelssohn, einem der Hauptvertreter der jüdischen Aufklärung Haskala, über Christentum, Judentum und Konversion wurde kontrovers diskutiert. Bei seinen Anknüpfungen an die Naturforschung seiner Zeit versuchte er eine nachhaltige Christozentrierung des aufklärerischen Diskurses. Als christlicher Poet, als Aufsehen erregender Propagator des Mesmerismus, eines Konfessionsgrenzen überwindenden Christentums, einer undogmatischen lebendigen und zugleich aufklärerischen Frömmigkeit bewegte er sich zwischen den Fronten des so debattenreichen Jahrhunderts. Wie kaum ein anderer ist Lavater geeignet, anhand einer einzelnen Gelehrtenbiographie und exemplarischer Texte einige dieser Debatten aufzuspüren. Dass die konventionellen Zuschreibungen der Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts zwischen Aufklärung und Pietismus nicht ausreichen, um die Komplexität der Auseinandersetzungen zu erfassen, wird an seinem Beispiel ebenfalls deutlich.
Lavaters Biographie ist ein überfälliges Desiderat, sie existiert nur in Bruchstücken, die Edition seiner Werke und seiner Korrespondenz ist unabgeschlossen. Das Seminar bewegt sich partiell auf unerschlossenem Terrain. Grundkenntnisse in der Theologie- und Philosophiegeschichte des 18. Jahrhunderts sind von Vorteil, die Fähigkeit der Lektüre zeitgenössischer Druckerzeugnisse ebenfalls.