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Seminar: [BA-B] [Seminar/Übung] Wer waren die Nationalsozialisten? Neue Forschungen zur deutschen Gesellschaft im 'Dritten Reich'" - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: [BA-B] [Seminar/Übung] Wer waren die Nationalsozialisten? Neue Forschungen zur deutschen Gesellschaft im 'Dritten Reich'"
Semester WS 2022/23
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 21
maximale Teilnehmendenanzahl 20
Wartelisteneinträge 1
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Freitag, 14.10.2022 10:00 - 12:00, Ort: Seminarraum 5 (R.E.61) [EA 26-27
Lernorganisation „In den ersten Tagen [der Besatzungszeit] konnte man keinen einzigen Nazi in Deutschland finden“, gab ein Mitglied des US-amerikanischen Nachrichtendienstes nach einer Reise durch das besetzte Land im Frühjahr 1945 zu Protokoll. „Die Frage, ob er Parteianhänger gewesen sei, wird ein Deutscher immer verneinen.“ Tatsächlich setzte sich in der deutschen Gesellschaft schon kurz nach Kriegsende ein wirkmächtiges Narrativ durch: „Die Nazis“ und damit die Verantwortlichen für die Massenverbrechen, das waren Hitler selbst, die zentralen Führungsfiguren der NS-Bewegung und die sogenannten Haupttäter, die in den Nachkriegsprozessen verurteilt worden waren. Die deutsche Bevölkerung hingegen wurde als verführtes Opfer der „nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ beschrieben, die von Verfolgung und Massenmord „nichts gewusst“ habe. Auch in der geschichtswissenschaftlichen Forschung wurde die NS-Diktatur lange Zeit als eine „Mischung aus repressivem Terrorregime und propagandistischer Manipulation“ (Sven Reichard) gedeutet. Erst in den 1990er Jahren rückte die Frage nach der Planung und Durchführung des Holocausts und damit nach den Tätern in den Mittelpunkt des Interesses. Zudem sind mittlerweile zahlreiche Studien erschienen, die nach dem gesellschaftlichen Rückhalt von Diktaturen im Allgemeinen und der NS-Diktatur im Besonderen fragen.
In diesem Seminar soll die gesellschaftliche Dimension des Nationalsozialismus im Mittelpunkt stehen. In einem ersten Schritt werden wir uns in die Geschichte der NS-Diktatur einarbeiten. Im weiteren Verlauf des Seminars liegt der Fokus dann auf der deutschen Gesellschaft im „Dritten Reich“. In diesem Zusammenhang wollen wir folgende Fragen diskutieren: Woher resultierte die große Attraktivität der NS-Bewegung, die schichten- und milieuübergreifend Wählerinnen und Wähler mobilisieren konnte und daher als erste „Volks- oder Massenintegrationspartei“ bezeichnet worden ist? Wie erklärt sich die breite gesellschaftliche Zustimmung zum NS-Regime und die freiwillige Selbstmobilisierung der Bevölkerung in der Partei und den ihr angeschlossenen Gliederungen und Verbänden? Wie gestalteten sich Prozesse der Inklusion in die vielbeschworene „Volksgemeinschaft“ und der Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung und anderer „Gemeinschaftsfremder“? Und wie wurden aus „ganz normalen Männern“ – und aus „ganz normalen Frauen“ – Täter und Täterinnen? Schließlich werden wir unsere Ergebnisse im europäischen Kontext verorten und andere „Zustimmungsdiktaturen“ wie das faschistische Italien in den Blick nehmen.
Neben dem Erwerb von inhaltlichen Kenntnissen ist es zum einen Ziel des Seminars, die Grundlagen historischen Arbeitens (vom Bibliographieren über die Quellenkritik bis hin zur Erarbeitung eigener Fragestellungen) zu erlernen und einzuüben. Zum anderen wird am Bei-spiel des Seminarthemas ein Einblick in die wichtigsten Ansätze der Geschichtswissenschaft vermittelt.
Zu den von Ihnen im Seminar zu erbringenden Studienleistungen gehören die sorgfältige Lektüre der Vorbereitungstexte und Quellen für die einzelnen Sitzungen, die engagierte Mitarbeit im Seminar und das Verfassen verschiedener schriftlicher Arbeitsleistungen. Die Modulleistung besteht in einer unbenoteten Hausarbeit.
Zu diesem Grundkurs bieten wir Ihnen ein Tutorium an, in dem eine erfahrene Geschichtsstudentin Ihre einzelnen Lernschritte unterstützt.
Literaturempfehlungen: Ulrich Herbert: Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur, München 2016; Dietmar Süß: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“. Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich, München 2017.
SWS 4

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

„In den ersten Tagen [der Besatzungszeit] konnte man keinen einzigen Nazi in Deutschland finden“, gab ein Mitglied des US-amerikanischen Nachrichtendienstes nach einer Reise durch das besetzte Land im Frühjahr 1945 zu Protokoll. „Die Frage, ob er Parteianhänger gewesen sei, wird ein Deutscher immer verneinen.“ Tatsächlich setzte sich in der deutschen Gesellschaft schon kurz nach Kriegsende ein wirkmächtiges Narrativ durch: „Die Nazis“ und damit die Verantwortlichen für die Massenverbrechen, das waren Hitler selbst, die zentralen Führungsfiguren der NS-Bewegung und die sogenannten Haupttäter, die in den Nachkriegsprozessen verurteilt worden waren. Die deutsche Bevölkerung hingegen wurde als verführtes Opfer der „nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ beschrieben, die von Verfolgung und Massenmord „nichts gewusst“ habe. Auch in der geschichtswissenschaftlichen Forschung wurde die NS-Diktatur lange Zeit als eine „Mischung aus repressivem Terrorregime und propagandistischer Manipulation“ (Sven Reichard) gedeutet. Erst in den 1990er Jahren rückte die Frage nach der Planung und Durchführung des Holocausts und damit nach den Tätern in den Mittelpunkt des Interesses. Zudem sind mittlerweile zahlreiche Studien erschienen, die nach dem gesellschaftlichen Rückhalt von Diktaturen im Allgemeinen und der NS-Diktatur im Besonderen fragen.
In diesem Seminar soll die gesellschaftliche Dimension des Nationalsozialismus im Mittelpunkt stehen. In einem ersten Schritt werden wir uns in die Geschichte der NS-Diktatur einarbeiten. Im weiteren Verlauf des Seminars liegt der Fokus dann auf der deutschen Gesellschaft im „Dritten Reich“. In diesem Zusammenhang wollen wir folgende Fragen diskutieren: Woher resultierte die große Attraktivität der NS-Bewegung, die schichten- und milieuübergreifend Wählerinnen und Wähler mobilisieren konnte und daher als erste „Volks- oder Massenintegrationspartei“ bezeichnet worden ist? Wie erklärt sich die breite gesellschaftliche Zustimmung zum NS-Regime und die freiwillige Selbstmobilisierung der Bevölkerung in der Partei und den ihr angeschlossenen Gliederungen und Verbänden? Wie gestalteten sich Prozesse der Inklusion in die vielbeschworene „Volksgemeinschaft“ und der Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung und anderer „Gemeinschaftsfremder“? Und wie wurden aus „ganz normalen Männern“ – und aus „ganz normalen Frauen“ – Täter und Täterinnen? Schließlich werden wir unsere Ergebnisse im europäischen Kontext verorten und andere „Zustimmungsdiktaturen“ wie das faschistische Italien in den Blick nehmen.
Neben dem Erwerb von inhaltlichen Kenntnissen ist es zum einen Ziel des Seminars, die Grundlagen historischen Arbeitens (vom Bibliographieren über die Quellenkritik bis hin zur Erarbeitung eigener Fragestellungen) zu erlernen und einzuüben. Zum anderen wird am Bei-spiel des Seminarthemas ein Einblick in die wichtigsten Ansätze der Geschichtswissenschaft vermittelt.
Zu den von Ihnen im Seminar zu erbringenden Studienleistungen gehören die sorgfältige Lektüre der Vorbereitungstexte und Quellen für die einzelnen Sitzungen, die engagierte Mitarbeit im Seminar und das Verfassen verschiedener schriftlicher Arbeitsleistungen. Die Modulleistung besteht in einer unbenoteten Hausarbeit.
Zu diesem Grundkurs bieten wir Ihnen ein Tutorium an, in dem eine erfahrene Geschichtsstudentin Ihre einzelnen Lernschritte unterstützt.
Literaturempfehlungen: Ulrich Herbert: Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur, München 2016; Dietmar Süß: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“. Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich, München 2017.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Basismodul WS 22/23".