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Blockveranstaltung: Wirtschafts- und Organisationssoziologie (WOS2): "Lektüreseminar: Urs Stäheli - Soziologie der Entnetzung" - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Blockveranstaltung: Wirtschafts- und Organisationssoziologie (WOS2): "Lektüreseminar: Urs Stäheli - Soziologie der Entnetzung"
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 0
erwartete Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Institut für Soziologie
Veranstaltungstyp Blockveranstaltung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Montag, 13.06.2022 14:00 - 16:00, Ort: Seminarraum 23 (Raum 2.01) [LuWu 2]
SWS 2

Kommentar/Beschreibung

Lange Zeit galt das Netzwerk mit seinem Versprechen der (tendenziell globalen) Verbundenheit von selbstbestimmten Subjekten, eines verbesserten Zugangs zu begehrten Ressourcen,der Effizienz, Kommunikation, Horizontalität und Flexibilität als angemessene Strukturbeschreibung wie anzustrebendes Ordnungsprinzip der Gegenwartsgesellschaft. Bezeichnend für den Aufstieg des Netzwerkdenkens sind so verbreitete Begriffe wie networking, social networks oder Vernetzung, die nicht nur auf entsprechende Anforderungen an Subjekte, sondern auch auf die veränderten gesellschaftlichen Diskurse, Strukturen und (medialen, technischen) Infrastrukturen verweisen. Doch nicht erst seit der Corona-Pandemie mehren sich die kritische Einschätzungen und Diagnosen der Vernetzung und Vernetztheit. So wird auf die mit der Vernetzungsarbeit einhergehenden psychischen Belastungen (z.B. burnout) oder auf die erhöhte Vulnerabilität kritischer Infrastrukturen wie digitale Netzwerke, Energienetze oder Lieferketten hingewiesen, die durch Vernetzung erst hervorgebracht wird. Aus verschiedenen kritischen Perspektiven können Netzwerke und Vernetzung zudem als mittlerweile hegemoniale Technologien der Macht, die bestimmte Verhaltensweisen und Subjektivierungsweisen gegenüber anderen durchsetzen, gelesen werden. Deutlich wird die sich verbreitende Kritik des Netzwerkdenkens in populären kritischen Zeitdiagnosen der Übervernetzung und entsprechenden Ratgebern, die die Möglichkeiten der zeitweisen Nicht-Kommunikation, des Entzugs oder der lockeren Verbindungen aufzeigen, dabei aber häufig ein (soziologisch nicht haltbares) romantisiertes Ideal der "echteren", "authentischen" sozialen Beziehungen jenseits des Digitalen und des Netzwerks bemühen. In seinem Buch "Soziologie der Entnetzung" entwirft der Soziologie Urs Stäheli nun eine Konzeption, wie Praktiken der Entnetzung soziologisch sowohl theoretisch als auch empirisch beobachtet und beschrieben werden können. Dazu unterzieht er zeitgenössische Vernetzungskritiken einer soziologisch-kritischen Betrachtung, um dann mit Bezug auf etablierte Sozialtheorien soziologische Begriffe und Konzepte der Entnetzung als Figuren der Arelationalität, der Deintensivierung und der Abschwächung sozialer Beziehungen zu entwickeln. Anschließend wendet Stäheli diese Konzepte auf unterschiedliche gesellschaftliche Felder - Organisation, digitale Netzwerke und kritische Infrastrukturen - als empirische Beispiele für Praktiken der Entnetzung an. Dabei wird immer auch das kritische, widerständige Potenzial der Entnetzung im Gegensatz zumittlerweile hegemonialen Vernetzung herausgearbeitet. Im Seminar sollen an vier Blockterminen Auszüge aus dem Buch gemeinsam kritisch gelesen und diskutiert werden, insbesondere mit Blick auf das analytische und kritische soziologische Potenzial der Konzeption Stähelis.
Als Prüfungsleistung können sowohl benotete Referate als auch Hausarbeiten abgelegt werden. Das Seminar findet als Präsenzveranstaltung an den folgenden Terminen statt: Montag, 13.6., 14:00-16:00 Uhr (Einführung); Montag 20.6., 12:00-17:30 Uhr; Montag, 27.6., 12:00 -17:30 Uhr; Montag, 04.07., 12:00-17:30; Montag, 11.07., 12:00 - 17:30 Uhr.