MLU
Vorlesung: (VL) Geschichte der Reiseliteratur im 18. Jahrhundert (mi 08-10) - Details
Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: (VL) Geschichte der Reiseliteratur im 18. Jahrhundert (mi 08-10)
Untertitel (Modul B.A./LA: Literaturgeschichte. [17. Jh. bis zur Gegenwart] Modul B.A./LA: Literaturtheorie / Literaturgeschichte. 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart / Themen, Stoffe, Motive)
Semester SS 2014
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 25
Heimat-Einrichtung Institut für Germanistik
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Mittwoch, 09.04.2014 08:15 - 09:45
Studiengänge (für) B.A. DSL 60/90
LA Gymn./LA Sek.- und Förderschule
SWS 2

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Mittwoch: 08:15 - 09:45, wöchentlich(15x)

Kommentar/Beschreibung

Wer unter Reisen nicht nur gesuchte oder erzwungene Mobilität im Raum, sondern eine individuell gestaltete, im Rückbezug auf kulturelle Orientierungen und mit Hilfe zivilisatorischer Mittel unternommene Bewegung von Individuen mit eigenständig bestimmten Zielen versteht, wird – zumindest in einer Sichtweise auf die europäischen Entwicklungen – auf die Kulturgeschichte des Reisens im 18. Jahrhunderts verwiesen. Die für uns heute selbstverständliche Vorstellung eines individuell bestimmten, im Besonderen der Persönlichkeitsbildung, der Welterfahrung und auch „interkultureller Kompetenz“ (Joachim Matthes) dienenden Reisens nimmt hier ihren Ausgang. „Reisen … sollte“, so der Greifswalder Historiker Michael North, „nicht nur fachspezifischer Bildung dienen,… sondern der Schärfung des Verstandes und der Vermehrung der Erkenntnis, aber auch der Bildung des Herzens im Allgemeinen…“. Ansprüche und Impulse des Denkens und insbesondere des Menschenbildes der Aufklärung geben in dieser Bestimmung des Reisens als Bildungselement ebenso den Ton an wie das Reisen und zumal dessen literarische Ausarbeitung und ggf. poetisch-fiktionale Umgestaltung den Vorstellungen und Erwartungen eines adlig-bürgerlichen Lese-Publikums Rechnung zu tragen suchen. Wenn Reisen bis hin zu Eskapismus und Zivilisationsflucht auch aktuell noch immer im Wesentlichen in positiven Konnotationen erscheint, so knüpft dies an Themenfelder und Subjektvorstellungen an, die im Laufe des 18. Jahrhunderts wesentlich durch Reiseliteraturen gebildet und vermittelt wurden und in denen sich Grundzüge einer am Ende des Jahrhunderts sich abzeichnenden „bürgerlichen Kultur“ (Fridrich H. Tenbruck) wiederfinden lassen. Technik- und wirtschaftsgeschichtliche Entwicklungen sind dabei für die Zunahme und Ausbreitung des Reisens, auch die damit verbundenen Erwartungen und deren literarische (auch in anderen Künsten fassbare) Ausarbeitung ebenso zu berücksichtigen wie kultur-, wissenschafts- und sozialgeschichtliche Befunde. Einer Ausdifferenzierung der Reiseanlässe und Reiseformen sowie einer Pluralisierung der Reisenden, ihrer Motive und Erfahrungen, entspricht eine entsprechende Vielfalt an Reiseschilderungen, deren literarische Umsetzung von Forschungs- bis zu Abenteuerreisen, von Bildungsreisen bis zu landeskundlichen Unternehmungen reicht und sich als Formen- und Gestaltungsvorrat in den Texten der „belles-lèttres“ in der ganzen Bandbreite bis zur Unterhaltungs- und Trivialliteratur wiederfinden lassen, nicht zuletzt in Entwürfen poetischer, fiktiver und in einem modernen Sinn auch phantastischer Reisen. Die Vorlesung wird dazu Rahmenbedingungen, Entwicklungslinien, Fallbeispiele und eine Reihe literarischer Texte aus den europäischen und überseeischen Literaturen vorstellen.
Literaturhinweise zur Einführung:
Hermann Bausinger, Klaus Beyrer, Gottfried Korff (Hg.): Reisekultur. Von der Pilgerfahrt zum modernen Tourismus. München: Beck 1991; Peter Brenner (Hg.): Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989; Iwan-Michelangelo D’Aprile, Winfried Siebers: Das 18. Jahrhundert. Zeitalter der Aufklärung. Berlin: Akademie 2008; Ottmar Ette: Literatur in Bewegung. Raum und Dynamik grenzüberschreitenden Schreibens in Europa und Amerika. Weilerswist: Velbrück 2001; Hinrich Fink-Eitel: Die Philosophie und die Wilden. Über die Bedeutung des Fremden für die europäische Geistesgeschichte. Hamburg: Junius 1994; Hans-Wolf Jäger (Hg.): Europäisches Reisen im Zeitalter der Aufklärung. Heidelberg: Winter 1992; Michael North: Genuss und Glück des Lebens. Kulturkonsum im Zeitalter der Aufklärung. Köln Weimar Wien: Böhlau 2003; Mary Louise Pratt: Imperials Eyes. Travel





Writing and Transculturation. London: Routledge 1992; Hans Joachim Piechotta (Hg.): Reise und Utopie. Zur Literatur der Spätaufklärung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1977; Barbara Stollberg-Rilinger: Europa im Jahrhundert der Aufklärung. Stuttgart: Reclam 2000; Friedrich H. Tenbruck: Bürgerliche Kultur. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie uns Sozialpsychologie. Sonderheft 27 ( = Kultur und Gesellschaft, hrsg. von Friedhelm Neidhardt/M. Rainer Lepsius/Johannes Weiß), Opladen: Westdeutscher Verlag 1986, S. 263-285; Rudolph Vierhaus (Hg.): Bürger und Bürgerlichkeit im Zeitalter der Aufklärung. Heidelberg: Lambert Schneider 1981; Ralph-Rainer Wuthenow: Europäische Reiseliteratur im Zeitalter der Aufklärung. Frankfurt a. M.: Insel 1980.