Vorlesung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin
Mittwoch, 10.10.2012 12:15 - 13:45, Ort: (HS XX [Mel])
Voraussetzungen
Studienleistungen: Anwesenheit in der Vorlesung
Lernorganisation
Lernziele
-Grundkenntnisse der wichtigsten Theorien der Internationalen Beziehungen
-Kenntnisse der Grundannahmen, Forschungsfragen, sowie Stärken und Schwächen verschiedener Theorierichtungen
-vertiefte Kenntnisse der modernen Theorien der Internationalen Beziehungen wie Poststrukturalismus, Globale Gouvernementalität und Neo-Gramscianismus
-Fähigkeit, Theorien der Internationalen Beziehungen auf konkrete Untersuchungsgegenstände anzuwenden
-Kenntnisse wichtiger Akteure und Strukturen der internationalen Beziehungen
Warum endete der Kalte Krieg? Wieso gibt es keine Fortschritte in den internationalen Klimaverhandlungen? Auf diese Fragen gibt es sehr unterschiedliche Antworten, je nachdem, durch welche theoretische Brille auf den Untersuchungsgegenstand geschaut wird. In dieser Vorlesung erhalten Sie einen Überblick über die zentralen Theorien, die sich bei der Analyse der internationalen Politik bewährt haben. Sie lernen die Grundannahmen der jeweiligen Theorierichtung kennen sowie die daraus abgeleiteten Forschungsfragen. (Neo-)Realisten untersuchen die internationalen Beziehungen als einen Zustand von Anarchie, in dem Staaten um ihren Vorteil kämpfen. Politik ist hier das Ergebnis von Machtkämpfen konkurrierender Staaten, deren Macht sich vor allem auf materielle Ressourcen begründet. Der Liberalismus hingegen vermag Kooperation zwischen Staaten zu erklären. Rationalistische Ansätze der Spieltheorie erklären internationale Politik als Ergebnis rationaler Entscheidungsprozesse, in denen Staaten ihre Partikularinteressen maximieren. Der Konstruktivismus hingegen besagt, dass Staaten nach der Logik der sozialen Angemessenheit handeln, um die Erwartungen des sozialen Umfelds zu erfüllen. Der Konstruktivismus kann erklären, wie sich gemeinsame Normen zwischen Staaten entwickeln, an die sich Staaten auch dann halten, wenn dies mit kurzfristigen materiellen Verlusten einhergeht. Poststrukturalistische und diskursanalytische Perspektiven zeigen, dass soziale „Realität“ erst durch Diskurse konstruiert wird. Sie behaupten, dass z.B. der Klimawandel kein objektiv gegebenes Problem ist, sondern dass sein Problematisch-Sein erst diskursiv hergestellt werden muss und dass er erst dann politisch bearbeitbar und regulierbar wird. Poststrukturalisten zeigen, wie die herrschenden Machtverhältnisse bereits im politischen Problemzuschnitt enthalten sind und das Spektrum politischer Handlungsoptionen schon in eine ganz bestimmte Richtung vorstrukturieren und einengen. Foucault’s Konzept der (globalen) Gouvernementalität wird eingeführt, weil es besonders gut indirekte Formen des Regierens über die Distanz erklären kann. Diese sind insbesondere für neoliberale Formen des Regierens über Märkte und Selbstdisziplinierung durch Wettbewerb kennzeichnend. Neo-Gramscianische Theorien schließlich greifen die strukturelle Macht kapitalistischer Verhältnisse auf. Sie analysieren, wie Partikularinteressen (der Kapitalbesitzer) als Universalinteressen dargestellt werden, um Hegemonie herzustellen. In dieser Vorlesung werden die genannten Theorien ausführlich vorgestellt und ihre Stärken und Schwächen herausgearbeitet. Die Anwendung der Theorien wird an zwei Beispielen illustriert: Zum einen werden verschiedene Erklärungen für das Ende des Kalten Krieges diskutiert – aus Sicht verschiedener Theorien. Zum anderen werden Erklärungen für die Tatenlosigkeit in der internationalen Klimapolitik aus Sicht verschiedener Theorien gesucht.