Die „Work-Life-Balance“ und ihre Gefährdung ist ein individual- und sozialethisches Schlüsselthema der Gegenwart. So empfinden in der Schule viele Beteiligte aufgrund gestiegener (Selbst-) Erwartungen und teilweise verkürzter Schulzeit ihren Alltag zunehmend als stressig; Freizeitaktivitäten an Feiertagen und Zusatzförderungen kommen hinzu und können den Eindruck von Hektik und Unruhe verstärken. Im Studium führt die Modularisierung zu einer erhöhten Anzahl von Leistungsüberprüfungen und geht so mit neuen Belastungen einher, wie vielfach kritisiert wird. Und berufstätigen Erwachsenen ist – auch im kirchlichen Bereich – das Schlagwort „Burnout“ angesichts erhöhter Arbeitsbelastung, der Vermischung von Beruflichem und Privatem und eines dadurch überforderten Privatleben vertraut. Das Gefühl zunehmender Beschleunigung und permanenter Erreichbarkeit betrifft allgemein fast alle Gesellschaftsgruppen. Diese Entwicklungen berühren zentral die evangelische Arbeitsethik. Einerseits hängt die – manchmal einseitige – Konzentration auf den Beruf mit dem reformatorischen Arbeitsverständnis („Beruf als Berufung“) zusammen. Andererseits weiß die evangelische Arbeitsethik um den Feiertag als heilsame Unterbrechung des Alltags. Dass gerade der Feiertag heute immer mehr durch verkaufsfördernde Sonderregelungen eingeschränkt wird, in denen manche Menschen wiederum dessen eigentlichen Erholungswert erkennen, führt zur Frage: Wie könnte problemsensibel und gegenwartsnah ein Leben im Gleichgewicht von Arbeit und Entspannung aussehen? Die evangelische Arbeitsethik regt als Antwort eine innere Ordnung von Einstellungen an. Diese innere Ordnung wirkt sich auf das Miteinander aus und entdeckt den Feiertag als Chance, im Einklang mit sich zu leben. Dem soll in der Übung nachgegangen werden.