Ob in jüngsten Romanveröffentlichungen oder in aktuellen Regiearbeiten – etwa beim Literaten Christian Kracht oder beim Medienkünstler Michel Gondry – häufig wird man an Motive und Ideen erinnert, die bereits der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) formuliert hat.
Sobald sich fiktionales Erzählen um ein zufälliges Ereignis entspinnt und ein Zusammenhang möglicher Ereignisse und Welten am Horizont auftaucht, lässt sich das literarische Geschehen mit Leibnizschen Begriffen beschreiben. Wo Leibniz allerdings um eine strikte Unterscheidung der realen und der möglichen Welten bemüht war, beginnt die Literatur nicht selten ihr Spiel mit der Verwechslung von Notwendigem und Möglichem, von Realität und Fiktion.
Leibniz wird im Seminar aber nicht nur als Theoretiker der Fiktion begegnen. Geplant ist zunächst die Lektüre zentraler Texte (Monadologie, Theodizee) um grundlegende Kenntnisse zu erarbeiten. Anschließend wird sich zeigen, wie fundamental und aufschlussreich die Kenntnis der Leibnizschen Schriften für das Verständnis der Literatur und Poetik der Aufklärungszeit ist (Gottsched, Lessing, Kleist, Jean Paul). Das letzte Drittel des Seminars geht auf Spurensuche nach Leibnizschen Ideen in Texten der klassischen Moderne und der Gegenwartsliteratur.