„Philippismus“ und „Kryptocalvinismus“ sind Kampfbegriffe innerhalb des lutherischen Lagers der Reformation. Zunächst gegen Melanchthon und dessen Schüler gerichtet, enthalten sie den Vorwurf, in wesentlichen Lehrfragen (Abendmahl, „freier Wille“) von Luthers Positionen abgewichen zu sein („Philippismus“) und sich letztlich dem Calvinismus anzugleichen („Kryptocalvinismus“). In Verbindung mit der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einsetzenden „reformierten Konfessionalisierung“ entfalteten diese theologischen Auseinandersetzungen eine massive politische Brisanz, die sich vor allem in den kryptocalvinistischen Unruhen Kursachsens, aber etwa auch in den Kontroversen um den kirchenpolitischen Kurs Anhalts manifestierte. In diesem forschungsorientierten Oberseminar sollen anhand meist noch nicht edierter Quellen Grundzüge dieser Auseinandersetzungen rekonstruiert und vor dem Hintergrund der noch nicht allzu umfänglichen neueren Forschungsliteratur v.a. unter dem Gesichtspunkt innerlutherischer Differenzierungsprozesse diskutiert werden.
Für die Teilnahme ist eine persönliche Anmeldung (Verabredung eines Termins) erforderlich.