Gregorius und Theophilus bilden beide eine Subspecies in der hagiographischen Typik des Mittelalters, die des vor Gott und den Menschen schuldig gewordenen Heiligen. Im Fall des Gregorius besteht die Schuld in einem doppelten Inzest, dem seiner Eltern, die Geschwister waren, und seinem eigenen durch díe Ehe mit seiner (als solche nicht erkannten) Mutter, bei Theophilus ist es der Pakt mit dem Teufel, der dem Heiligen zwar Reichtum und Ehre beschert, seine Seele aber verlieren läßt. Beide Legendenstoffe haben in der europäischen Literatur zahllose Bearbeitungen erfahren, als deren bekannteste wohl neben Goethes Dramenfassung die Romane von Thomas Mann gelten können ('Der Erwählte', 'Dr. Faustus'). Die Veranstaltung gibt einen konzisen Überblick über die Entwicklung der Erzählstoffe bis zur Neuzeit und stellt einzelne Bearbeitungen in den Mittelpunkt der Analyse.
Literatur:
E. Dorn, Der sündige Heilige in der Legende des Mittelalters, München 1967.
Für weitere Literatur sei auf die Bibliographie verwiesen, die ab der ersten Sitzung ausliegt
