Der Forschungsprozess besteht aus mehreren Abschnitten: das Forschungsdesign, die empirische Erhebung und schließlich die theoretische Analyse der erhobenen Daten scheinen zunächst die maßgeblichen Schritte zu sein, die die Ergebnisse hervorbringen. Diese Ergebnisse müssen dann "nur noch aufgeschrieben" werden – sollte man meinen. Dies erfordert eine bestimmte Kunstfertigkeit, die nicht ganz in einer erlernbaren Technik aufzugehen scheint. Was ist aber, wenn sich herausstellen sollte, dass das Schreiben selbst noch einmal ein eigenständiger Erkenntnisprozess ist, vielleicht sogar das Laboratorium der Kulturwissenschaften?
Dieses Seminar versteht sich als eine methodologische und theoretische Auseinandersetzung mit dem Schreiben als erkenntnisproduzierendem Handeln. Für die Bearbeitung dieses Themas stützt sich der Kurs auf zwei Säulen: 1) In zahlreichen Schreibübungen (assoziatives Schreiben, Beschreiben, Zusammenfassen, Strukturieren, u.v.m.) wird eigenes Schreiben erfahren, geübt und mit anderen Teilnehmern besprochen; 2) Die erworbenen Schreiberfahrungen werden dann mit Hilfe von Lektüren reflektiert, eingeordnet und kritisiert. Auf Basis dieser beiden Säulen – Schreibpraxis und informierte Reflektion darüber – wollen wir dann diskutieren inwieweit der Schreibprozess mit der Produktion von
Erkenntnis zusammenhängt und welche Implikationen dies für das Repräsentieren „Anderer“/„des Anderen“ hat.