In der sog. westlichen Welt ist eine fortschreitende Verwissenschaftlichung, Standardisierung, Bürokratisierung und Verrechtlichung der medizinischen Versorgung zu beobachten. Dieser Prozess wird begleitet von Misstrauen gegenüber der „Schulmedizin“ und einem Rahmenprogramm „alternativer Heilmethoden“. Dagegen ist die Methodik der Biomedizin in Umgebungen, in denen bereits ihre klassifikatorischen, theoretischen und normativen Prämissen mit anderen Heil¬methoden oder anerkannten Normen konfligieren, grundsätzlicheren Fragen ausgesetzt, die zu einer Rückbesinnung auf die Prämissen Anlass geben. Das Seminar soll wesentliche Elemente der genannten Entwicklung bestimmen und sich mit den durch die angesprochenen Konfrontationen aufgeworfenen Fragen befassen.
Literatur:
Stefan Timmermans, Marc Berg 2003: The Gold Standard. The Challenge of Evidence-Based Medicine and Standardization in Health Care, Philadelphia: Temple University Press 2003
D. Atigetchi 2007, Islamic Bioethics: Problems and Perspectives, Berlin: Springer.
Edgar Rosenmayer 2007, Gerechte Verteilung medizinsicher Ressourcen, Salzburg.
Langwick, Stacey A. 2011. Bodies, Politics, and African Healing. The Matter of Maladies in Tanzania. Bloomington, Indiana: Indiana University Press.
Lock, Margaret 2008. Biomedical Technologies, Cultural Horizons, and Contested Boundaries. In The handbook of science and technology studies, edited by Hackett, Edward J., et al. Cambridge: MIT Press, 875-900.
