Von dem protestantischen Theologen Paul Tillich ist das Wort überliefert: „Eine Religion, die nicht zur Heilung des Menschen beiträgt, ist irrelevant.“ Mit diesem Ausspruch erinnert Paul Tillich Kirche und Theologie seiner Zeit daran, dass Jesus nicht nur vom Heil gesprochen, sondern dieses Heil auch konkret erfahrbar gemacht hat. Dies geschah, indem er Sünden vergab und Menschen von der Last ihrer Schuld befreite, indem er sozial Ausgeschlossene in die Gemeinschaft integrierte und indem er Kranke heilte. Eine außerordentliche Heilungstätigkeit Jesu ist exegetisch und historisch unbestritten. In der aktuellen Christologie wird sie jedoch gleichwohl kaum bedacht.
Das Seminar zeichnet Grundlinien der biblischen und kirchlichen Tradition nach. Es beleuchtet die Christus Medicus-Tradition, die Hoffnung auf Heilung an Marienwallfahrtsorten und das Wirken zeitgenössischer Heiler. Vor diesem Hintergrund fragt es, wie heute theologisch korrekt von einer spürbares Heil schaffenden Gegenwart Gottes zu sprechen ist.