Das 18. Jahrhundert stellt in der Geschichte Spaniens eine entscheidende Phase kritischer Reflexion und Bewusstwerdung der nationalen Problemlage von Verspätung und Dekadenz dar. Am Ausgang der Habsburger Dynastie im Zustand weitgehender wirtschaftlicher und politischer Erschöpfung, sieht sich das Land mit dem Machtantritt der Bourbonen vor die Notwendigkeit gestellt, der Realität gesellschaftlichen Rückstandes und internationalen Geltungsverlustes reformprogrammatisch zu begegnen. Die entsprechenden Modernisierungsimpulse des ebenso elitär wie paternalistisch konzeptualisierten „despotismo ilustrado“ treffen allerdings auf die mental und kulturell widerständigen Implikationen eines auf Tradition und Wertekonservatismus orientierten Gesellschaftsmodells. Ideologische Polarisierung und politische Konfrontation werden somit zum zentralen Dispositiv des grundsätzlich auf die Bestimmung nationaler Identität gerichteten Diskurses, der im Kontext einer markant heterogenen kulturellen Praxis geführt wird.