Die altjiddische Literatur ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend ins Interesse der Forschung gerückt. Sie ist beredtes Zeugnis jüdischer Alltagswelten sowie intellektueller, religiöser und ideengeschichtlicher Entwicklungen in Mittelalter und Früher Neuzeit.
Das Altjiddische brachte völlig eigenständige Werke hervor. Gleichzeitig aber wurde es zum Ausdruck christlich/europäisch-jüdischen Kulturtransfers par excellence. Viele literarische Stoffe wurden von jiddischen Schreibern und Autoren adaptiert und transkribiert, in einigen Fällen ist die jiddische Variante sogar die einzige erhaltene Quelle für Material, welches in anderen Sprachen verloren ging.
Darüber hinaus sind altjiddische Texte Zeugnis innerjüdischer Entwicklungen und Vorstellungen, deren Wandel nicht nur in religiösen Schriften zum Ausdruck kommt, sondern durchaus auch in der Bearbeitung säkularer Stoffe.
Dieses Seminar möchte Informationen über die grundlegenden Entwicklungszüge und Genres der altjiddischen Literatur vermitteln. Gleichzeitig sollen Fragen wie High und Low Culture; Lesepublikum und Rezipienten; Multilingualismus, Manuskript/Druck und Distribution, Christliche Jiddischisten und ihr Beitrag etc. näher betrachtet werden.