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Seminar: [LA-F] Westernfilme als geschichtskulturelles Medium - amerikanischer "Heimatfilm", Reflexion des "American Dream" oder Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft? - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: [LA-F] Westernfilme als geschichtskulturelles Medium - amerikanischer "Heimatfilm", Reflexion des "American Dream" oder Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft?
Semester SoSe 2024
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 1
maximale Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Nächster Termin Freitag, 03.05.2024 14:00 - 16:00, Ort: Seminarraum 8 (R.2.35) [EA 26-27]
Teilnehmende .... sollten mindestens das SP1 absolviert haben und sich auf die Zielgerade ihres Studiums zubewegen. Das ist eine EMPFEHLUNG, kein Muss. Sollten Sie sich dazu entschließen, diese Empfehlung zu ignorieren, muss Ihnen klar sein, dass Sie mit Erfahrungsdefiziten in das Seminar starten, die Sie eigenständig im Selbststudium werden schließen müssen. Ich kann die Teilnahme erst ab dem achten, neunten Semester guten Gewissens empfehlen. Wenn Sie sich das schon früher zutrauen - okay. Ihre Entscheidung... aber auch Ihre Verantwortung...
Voraussetzungen Voraussetzungen Abschluss des Basismoduls Geschichtsdidaktik
Abschluss des Praxismoduls Geschichtsdidaktik
Lernorganisation - Einführungssitzung zu den Zielen und Regeln der Veranstaltung, Vergabe der Referatsthemen
- Block 1: Theorethischer Vorgriff zu den Themen Western und Filmanalyse
- Block 2: Referate zu den Einzelthemen
- Prüfungsvorbereitung und Generaldebatte zum Abschluss
Leistungsnachweis Studienleistung: powerpointbasiertes Referat nebst Thesenpapier und Gestaltung der dazugehörigen Sitzung
Prüfungsleistung: mündliche Prüfung von 30 Minuten Länge, bestehend aus drei Teilen:
1. einer 10minütigen Kurzpräsentation zu einem selbstgewählten Thema der Veranstaltung
2. einer 10minütigen Minidisputation über den Inhalt der Präsentation
3. einem 10minütigem Prüfungsgespräch über die Lektüre des Semesters
Studiengänge (für) LAF
LAS
LAG
SWS 2 SWS

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Seit dem 1.12.1903, als ein zwölfminütiger Stummfilm mit dem Titel „The Great Train Robbery“ in die amerikanischen Kinos kam, ist das Genre des Western immer mal wieder totgesagt und abgeschrieben worden und erfreut sich dennoch bester Gesundheit wie nicht zuletzt das Remake von „Todeszug nach Yuma“ (2007) oder die Tarantino-Western „Django Unchained“ (2012) oder „The Hateful Eight“ (2015) gezeigt haben. Auch aktuell – also 2023 – gibt es keinen Mangel an diesem Genre: Angefangen von dem 2023er Remake von „High Noon“ (original: Fred Zinnemann von 1952) bis hin zu Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“... Da stellt sich die Frage, ob die Geschichten von Revolverhelden und Marshalls, von Kavalleristen und Indianern, von Siedlern und Trappern nicht allmählich auserzählt sind – aber da Hollywood keine Filme produziert, die sich nicht verkaufen, muss man die Frage wohl anders stellen: Woran liegt es, dass dieses Genre immer noch nachgefragt wird und sich so großer Beliebtheit erfreut?

Einer der Gründe dafür dürfte sein, dass Western eben nicht nur die üblichen Stereotype von schwarzen und weißen Stetsons bedienen – also den uranfänglichen Konflikt zwischen gut und böse ausagieren - , sondern tatsächlich der amerikanischen Gesellschaft einen geschichtskulturellen Spiegel vorhalten, weil sie das reflektieren, was die amerikanische Gesellschaft aktuell umtreibt... Und die Anzahl der Themen, die im Western gleichsam mitdiskutiert werden, ist wahrhaft Legion: Rassismus, Umweltzerstörung, die Emanzipation von Afroamerikanern, Indigenen und Frauen, Religions- und Kapitalismuskritik, Sexualmoral, Freiheitsideologie und Individualismus, Rebellion und Revolution, Krieg und die Rolle der Gewalt … die Liste ist in der Tat fast endlos. Dass die testosterongetränkten 1950er Jahre endgültig vorbei sind, beweist nicht nur ein Film wie „Brokeback Mountain“ (2005), sondern auch eine Vielzahl von Western wie „The Quick and the Dead“ (1995), „The Missing“ (2003), „Bandidas“ (2006) und zuletzt die Netflix-Serie „Godless“ (2017), die deutlich bewiesen haben, dass auch für Frauen deutlich mehr Raum im Western vorhanden ist, als auf die Rolle der ewigen Bardamen-Femme fatale und die hart arbeitende Farmersfrau und treusorgende Mutter reduziert zu werden... Das Genre hat seinen republikanischen Kulturkonservatismus aus den John-Wayne-Zeiten längst hinter sich gelassen (und selbst der bekam am Ende gewaltige Risse, wenn man an Merrion C. Coopers letzten Film „The Shootist“ von 1976 zurückdenkt!). Diese Filme entwarfen somit nicht nur Rollenbilder für Männer und Frauen, für ethnische Minderheiten und soziale Outcasts, sondern prägten mit ihren Landschaftsbildern das amerikanische Selbstbild stärker als selbst der ikonische Road Movie „Easy Rider“. Insofern ist der Western ein integraler Bestandteil der politischen DNA der USA oder metaphorisch ausgedrückt: „as American as apple pie“.

Geschichtsdidaktisch betrachtet setzt sich das Seminar also mit dem Medium Film am Fallbeispiel „Western“ auseinander und leitet zur Methode der Filmanalyse an. Es geht mithin um die Vertiefung und Verfestigung nicht von „Medienkompetenz“ (was auch immer das sein mag!), sondern von Gattungs- und Interpretationskompetenz mit dem Ziel, den Umgang der amerikanischen Gegenwartsgesellschaft mit ihrer eigenen Geschichte zu ergründen. Tatsächlich oszilliert das Seminar also zwischen amerikanischer Kulturgeschichte und Geschichtskultur – wobei die Übergänge fließend sind, weil Geschichtskultur im Prinzip Kulturgeschichte in statu nascendi ist. Für die Auswahl des Genres spricht, dass die knapp 250jährige Geschichte der USA seit beinahe der Hälfte der Zeit – immerhin seit 121 Jahren – kontinuierlich von Westernfilmen begleitet wurde und wird und das Selbstverständnis der USA fortlaufend kommentiert, wenn nicht gar mitgeprägt hat. In ihrer Gesamtheit sind Western also so etwas wie serielle Quellen und Wasserstandsanzeiger amerikanischer Selbstbefindlichkeit. Darin liegt die historische und geschichtsdidaktische Relevanz des Themas begründet.

Literaturempfehlungen:

1. Theorie:
Faulstich, Werner, Grundkurs Filmanalyse, Paderborn 20033
Fischer, Thomas u.a., Geschichte in Film und Fernsehen: Theorie - Praxis - Berufsfelder (Public History - Geschichte in der Praxis, Band 4661)  UTB, Stuttgart 2016
Munaretto, Stefan, Wie analysiere ich einen Film? Das Standardweg zur Filmanalyse, Hollfeld 2014

2. Fachdidaktisches für die Unterrichtspraxis:
Demleitner Elisabeth u. Christel Beck-Zangenberg, Filme im Geschichtsunterricht, Unterrichtsideen für die Sek I und II, Hannover 2020
Ammerer Heinrich, Filmanalyse, Arbeitsblätter für einen kompetenzorientierten GU, Schwalbach 2016

3. Genrespezifische Einführungen:
Kiefer, Bernd u. a., Filmgenres Western, Reclam Universal Bibliothek, Stuttgart 2014 (online Ressource)
Georg Seesslen, Filmwissen Western – Grundlagen des populären Films, Marburg 2011

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Beschränkte Teilnehmendenanzahl: [LA-F] Westernfilme als geschichtskulturelles Medium – amerikanischer „Heimatfilm“, Reflexion des „American Dream“ oder Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft?".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 11.03.2024, 08:00 bis 07.04.2024, 23:59.
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.