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andere Lehrveranstaltung: Diversity@University. Ringvorlesung zu Antidiskriminierung und Solidarität - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname andere Lehrveranstaltung: Diversity@University. Ringvorlesung zu Antidiskriminierung und Solidarität
Semester WS 2022/23
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 348
erwartete Teilnehmendenanzahl 400
Heimat-Einrichtung Querschnittseinrichtungen
beteiligte Einrichtungen Vielfalt und Chancengleichheit
Veranstaltungstyp andere Lehrveranstaltung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Montag, 07.11.2022 18:00 - 20:00, Ort: (online via Webex)

Themen

Mohamed Amjahid, Dr. Francis Seeck, Dr. Klemens Ketelhut, Marco Miguel Valero Sanchez, Debora Antmann

Räume und Zeiten

(online via Webex)
Montag: 18:00 - 20:00, wöchentlich (4x)
Donnerstag, 10.11.2022 18:00 - 20:00

Kommentar/Beschreibung

Die Ringveranstaltung der Präventions- und Beratungsstelle Antidiskriminierung findet seit dem Sommersemester 2020 regelmäßig an der MLU statt und sensibilisiert Studierende und Beschäftigte der MLU sowie die interessierte Öffentlichkeit für Antidiskriminierungsthemen.

2022 wird die interdisziplinäre Ringveranstaltung "Diversity@University" der Präventions- und Beratungsstelle Antidiskriminierung als Teil des FEM POWER Projektes an der MLU realisiert. FEM POWER@MLU ist ein von der Europäischen Union und dem Land Sachsen-Anhalt gefördertes Projekt im Rahmen des landesweiten Programms FEM POWER Sachsen-Anhalt.

Die Veranstaltungsreihe ist offen für alle Interessierten – Beschäftigte sowie Studierende aller Fachrichtungen sind herzlich eingeladen, teilzunehmen. Mit hochkarätigen externen Expert*innen sprechen wir über Diskriminierungsrisiken und solidarisches Handeln in Hochschulkontexten.

Diese Lehrveranstaltung ist im Studienbegleitprogramm von gender*bildet (Zertifikat Gender Studies) anrechenbar. Nähere Informationen finden Sie unter: https://www.rektor.uni-halle.de/stabsstelle/vielfalt-chancengleichheit/gender_bildet/angebote_studierende/zertifikat/
Ich bitte Sie Fragen bezüglich des Zertifikats direkt an das Team von gender*bildet zu richten.

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07. November 2022, 18–20 Uhr, online (Webex)
Dr. Francis Seeck:
Zugang verwehrt. Klassismus, Klasse und Hochschule

Die Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft und Position bestimmt unsere Gesellschaft grundlegend. Klassismus wirkt schon vor der Geburt und bis über den Tod hinaus. So ist etwa der Zugang zu Bildung oder Gesundheitsversorgung davon geprägt. In dem Vortrag wird in diese oft vergessenen Diskriminierungsform eingeführt. Es geht zudem um die Fragen: Wie zeigt sich Klassismus in der Hochschule und was können wir praktisch dagegen tun?

Francis Seeck ist Sozialwissenschaftler*in, Geschlechterforscher*in und Antidiskriminierungstrainer*in. Francis Seeck forscht und lehrt zu Klassismus und sozialer Gerechtigkeit. Im März 2022 erschien die Streitschrift „Zugang verwehrt – Keine Chance in der Klassengesellschaft: wie Klassismus soziale Ungleichheit fördert“ bei Atrium.

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10. November 2022, 18–20 Uhr, online (Webex)
Mohamed Amjahid:
Gut ausgebildeter Rassismus: Über Diskriminierung und Privilegien an der Hochschule
Der Vortrag findet online via Webex statt.

Wie können diskriminierende rassistische Strukturen und die Reproduktion von Privilegien im Hochschulwesen erkannt werden? Der Buchautor und Journalist Mohamed Amjahid wird zum Perspektivenwechsel einladen und mit dem Publikum über Menschenfeindlichkeit und tatsächlicher Wertschätzung von Vielfalt an der Universität diskutieren. Was bedeutet die Implementierung eines intersektionalen Blicks auf Race, Class und Gender in Forschung und Lehre? Und warum ist es wichtig eine weiß-zentrierte Hochschullandschaft zu überwinden?

Mohamed Amjahid wurde als Sohn sogenannter Gastarbeiter*innen 1988 in Frankfurt am Main geboren, die Schule besuchte er bis zum Abitur in Marokko. In Berlin und Kairo studierte er Politikwissenschaften und forschte an verschiedenen anthropologischen Projekten in Nordafrika. Schon während des Studiums arbeitete er als Journalist, unter anderem für die taz, die Frankfurter Rundschau und den Deutschlandfunk. Amjahid volontierte nach seinem Master-Abschluss beim Tagesspiegel in Berlin. Danach arbeitete er als politischer Reporter für die Wochenzeitung Die Zeit und das Zeit Magazin. Er schreibt als freier Journalist unter anderem für den Spiegel und die taz. Derzeit arbeitet er an mehreren neuen Buchprojekten. Zuletzt erschien sein Bestseller „Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu antirassistischem Denken “. Anthropologisch und journalistisch fokussiert er sich auf die Themen Menschenrechte, Gleichberechtigung und Umbrüche in den USA, Europa, den Nahen Osten und Nordafrika. Bei Twitter schreibt er unter dem Handle @mamjahid , bei Instagram @m_amjahid.

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14. November 2022, 18–20 Uhr, online (Webex)
Dr. Klemens Ketelhut:
Schöne (neue) queere Welt? Queer als Kritik und Kritik an queer.

Im deutschsprachigen Raum ist queer ein Projekt, das sich vielfältig entwickelte und vor allem im akademischen und aktivistisch-politischen Kontext nach wie vor Resonanz erzeugt. Entgegen seines eigentlichen Ursprungs scheint queer heute Diskurse und politisches Handeln eher zu ordnen als zu verwirren, eher zu strukturieren als zu dezentrieren – und wird gleichzeitig als Projekt zunehmend kritisiert: sei es als Instanz im Wettbewerb des normativ „richtigen“ Handelns, sei es als Perspektive, die ausschließlich diskursiv argumentiere und damit soziale Tatsachen negiere.

Besonders aus dem Blick geraten scheint dabei der gerade nicht in identitätspolitischen Forderungen auflösbare Perspektivwechsel, den queeres Denken in sich trägt: die kritische Erforschung scheinbarer Normalitäten, die Herausforderung der Auflösung selbstidentischer Beschreibungen und Positionen, die in einer Bündnis- und nicht in einer Identitätspolitik münden sollen.

Der Vortrag nimmt diese Perspektiven auf und rekonstruiert die Entstehung von queer als Ergebnis von sozialbewegtem Handeln und diskutiert deren Bedeutung für queeres Denken und queeren Aktivismus.

Klemens Ketelhut, Dr. phil., ist Soziologe und Erziehungswissenschaftler und seit über 20 Jahren im Kontext queerer Bildung aktiv. Er ist Mitbegründer des Projekts qu(e)er_einsteigen an der MLU Halle-Wittenberg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Pädagogisierung sozialer Bewegungen und Entwicklungen von queerer Bildung.

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21. November 2022, 18–20 Uhr, online (Webex)
Marco Miguel Valero Sanchez:
Zur Selektivität und (Un-)Möglichkeit wissenschaftlicher Karrieren für Akademiker*innen mit unsichtbaren Behinderungen

Mit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention (kurz: UN-BRK) im Jahr 2008 hat sich die Debatte um Inklusion, Teilhabe und Chancengleichheit deutlich forciert. Speziell mit Blick auf den Hochschulbereich soll sichergestellt werden, dass Menschen mit Behinderungen einen diskriminierungsfreien und gleichberechtigten Zugang zu allgemeiner Hochschulbildung haben. Auch am Arbeitsplatz ist jegliche Diskriminierung zu unterbinden und für Menschen mit Behinderungen das gleiche Recht auf gerechte, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.

Während die gegenwärtige Hochschulforschung vorrangig die Situation von Studierenden mit Behinderungen in den Blick nimmt, liegen für (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen an deutschen Hochschulen bislang kaum belastbare Forschungsergebnisse vor. Dies gilt insbesondere für promovierte Akademiker*innen mit Behinderungen, die eine langfristige Karriere in der Wissenschaft anstreben.
Vor diesem Hintergrund wird sich der vorgeschlagene Beitrag mit der Arbeits- und Beschäftigungssituation sowie den Karriereperspektiven von behinderten Akademiker*innen an deutschen Hochschulen beschäftigen. Hierzu werden erste Forschungsergebnisse eines Dissertationsprojektes präsentiert, bei dem problemzentrierte Interviews mit promovierten Wissenschaftler*innen mit sogenannten unsichtbaren Behinderungen geführt wurden. Darunter sind Beeinträchtigungen und chronische Krankheiten zu verstehen, deren Merkmale und Symptome für Dritte weitgehend unsichtbar sind.

Im Rahmen des Vortrages wird zum einen dargelegt, wie sich die prekären Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen an deutschen Hochschulen mit der Gesundheit und Karriereplanung von behinderten Akademiker*innen vereinbaren lassen. Zum anderen wird betrachtet, wie sich der Prozess des (Nicht-)Offenlegens unsichtbarer Behinderungen auf die soziale Interaktion an Hochschulen auswirkt und inwiefern daraus diskriminierende und behindernde Praktiken resultieren. In intersektionaler Perspektive wird dabei ein besonderer Blick auf das Zusammenwirken von Ableismus, Sexismus, LGBTQ+ Diskriminierung und Altersdiskriminierung gerichtet. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick, wie bestehende Barrieren überwunden werden können und dadurch eine langfristige und chancengerechte Teilhabe von behinderten Akademiker*innen im Hochschulbereich ermöglicht werden kann.

Marco Miguel Valero Sanchez ist seit Oktober 2018 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promovend am Leibniz Center for Science and Society (LCSS) der Leibniz Universität Hannover tätig. Seit Juli 2021 verbringt er als Gastwissenschaftler einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Lancaster University im Vereinigten Königreich. Sein Bachelorstudium der Sozialwissenschaften hat er an der Justus-Liebig-Universität Gießen und sein Masterstudium der Soziologie an der Georg-August-Universität Göttingen abgeschlossen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Hochschule und Behinderung, soziale und gesundheitliche Ungleichheit im Hochschulbereich sowie Karrierewege von (Nachwuchs-) Wissenschaftler*innen.

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05. Dezember 2022, 18–20 Uhr, online (Webex)
Debora Antmann:
Und wo sind die Jüd*innen? - Über den Unterschied von (Anti-)Antisemitismus-Arbeit und jüdischen Perspektiven in der Antidiskriminierungsarbeit

Ein jüdisches Bildungsformat verspricht einiges: Es ist interaktiv, dialogisch und im Mittelpunkt stehen Fragen, statt Antworten. Fragen die wir uns gemeinsam stellen werden, in der Hoffnung, dass noch viele mehr entstehen. Was zeichnet jüdischen Feminismus aus? Warum brauchen wir dringend jüdische Perspektiven in unseren Debatten um Intersektionalität? Inwiefern sind jüdische Perspektiven eine Bereicherung von nicht-jüdischen queeren und feministischen Politiken? Warum ist jüdisch nicht gleich religiös? Welche Impulse geben jüdisch-feministische Perspektiven für Antidiskriminierungs- und Diversityarbeit an Hochschulen? Wo kommen Jüd*innen in klassischen Diversity- und Repräsentanz-Konzepzen vor? Wann reden wir in Bildungseinrichtungen über Antisemitismus? Wann über Jüd*innen? Inwiefern sind jüdische Perspektiven an Hochschulen unterrepräsentiert und inwiefern ist dies problematisch? Welche Folgen hat Antisemitismus auf Leistungsbewertungen und Zugänge? Im Mittelpunkt steht dabei das Spannungsfeld zwischen Antisemitismusdebatten und jüdischen Perspektiven.

Debora Antmann ist politische Bildnerin, freie Autorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Jüdischen Museum Berlin, Aktivistin, wütende Jüdin, semi-aktive Körperkünstlerin und verhinderte Superheldin. Seit über 10 Jahren arbeitet sie zu jüdischer-lesbischer Widerstands- und Intersektionalitätsgeschichte, jüdischen Selbstbestimmungs- und Communityprozessen, Intersektionalität, Heteronormativität und Behinderung. In unzähligen Sammelbänden findet man Beiträge von A wie Antisemitismus bis Z wie Zusammenhalt von ihr – alles immer aus dezidiert jüdischer und lesbischer Perspektive. In verschiedenen Formaten inszeniert sie jüdisch-queere Interventionen zur visuellen Selbstbestimmung und leitet seit 2020 den jüdischen flinta Austausch- und Empowerment-Raum „Tsuris&Tseschmetter“.