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Seminar: (MA-nMII-MII) Reichsgründung - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: (MA-nMII-MII) Reichsgründung
Semester WS 2018/19
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 7
maximale Teilnehmendenanzahl 25
Heimat-Einrichtung Leitung des Instituts für Geschichte
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 18.10.2018 10:00 - 12:00

Räume und Zeiten

Hörsaal V (Raum E.03) [LuWu 2]
Donnerstag: 10:00 - 12:00, wöchentlich (5x)
Keine Raumangabe
Donnerstag: 10:00 - 12:00, wöchentlich(10x)

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Ich meine schon die Reichsgründung/Nationalstaatsbildung von 1870/71, bei der man immer gleich an die Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871 in Versailles und das Gemälde von Anton von Werner denkt. Aber das Bild verdeckt sehr viel mehr, als daß es erhellt.
Nehmen wir Bismarck - er schrieb am 21.1.1871, also drei Tage später an seine Frau: "Diese Kaisergeburt war eine schwere. Könige haben in solchen Zeiten ihre wunderlichen Gelüste, wie Frauen, bevor sie der Welt hergeben, was sie doch nicht behalten können. Ich hatte als Accoucheur mehrmals das dringende Bedürfnis eine Bombe zu sein und zu platzen, daß der ganze Bau in Trümmer gegangen wäre."

Scheint also etwas schwieriger, konfliktreicher gewesen zu sein, als es bei Anton von Werner aussieht. Und Bismarck war nicht nur ein begnadeter Polemiker in einem Tonfall, der heute garantiert die Grenzen der politischen Korrektheit gleich mehrfach sprengen würde.

Die Idee des Seminars ist deshalb: wir fragen, wie konnte es zur Reichsgründung kommen, was passierte da eigentlich "wirklich", welche Ursachen und Bedingungen wirkten zusammen? Konkret kann man das so formulieren: welche Verkettung von Umständen und Entscheidungen führten zur Reichsgründung? Das heißt, es gilt nach Strukturen zu fragen, und nach Personen, die entscheiden und handeln. Das ist in der Geschichtswissenschaft kein Entweder-oder, das ist auch keine Frage nach dem Primat des einen oder des anderen, sondern es ist ein sowohl als auch, und es geht um die konkrete Konstellation, um die jeweiligen individuellen Gegebenheiten und deren Zusammenwirken.

Deshalb fangen wir 1848 an und gehen bis Ende der 70er Jahre, um den Blick noch zu richten auf die Veränderungen nach der erfolgten äußeren staatlichen Gründung (die sogleich neue und andere Dynamiken freisetze in dem durch die neue Staatlichkeit veränderten Rahmen).

Zuletzt können wir auch diskutieren, ob man aus der Art und Weise der nationalstaatlichen Einigung1870/71 eigentlich auch etwas lernen kann für das, was als "europäischer Einigungsprozeß" in der Gegenwart diskutiert wird. Jürgen Habermas bemerkte ja vor kurzem, die Eliten müßten jetzt die europäische Einigung gestalten, auch die nationale Einigung im 19. Jh. sei schließlich ein Elitenprojekt gewesen. Das ist m.E. eine historisch unsinnige Behauptung - aber ein vergleichender Blick zum Ende des Seminars könnte erhellend sein, um mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu bestimmen.

Ziel: Im Seminar erarbeiten wir uns
1. knapp das theoretische Rüstzeug (Verkettung von Umständen, Struktur und Person);
2. und versuchen dann im Verlauf des Seminars, uns gemeinsam eine Art Textbook, eine Art komplexe Darstellung der Reichsgründung zu erarbeiten. Darauf ausgerichtet gilt es
- Texte zu lesen und vorzustellen
- kurze Referate zu halten (und kurze Protokolle zu den Sitzungen anzufertigen)
- und die Hausarbeiten bestehen darin, Kapitel für dieses Textbook zu schreiben (die in den Sitzungen ausführlich vorbesprochen werden).

Lernziel:
- wir üben, ein komplexes Erklärungsmodell für ein Geschehen wie die Reichsgründung zu erarbeiten, durchzuspielen und auch in einen längeren Text zu formen.
- wir wissen anschließend über die reichsgründugn gründlich Bescheid
- wir sammeln viele interessante Quellen, die auch etwa in der Schule verwendbar sind

Gliederung:
1. Warum scheiterte die Nationalstaatsbildung 1848/49
2. Nationale Bewegung in den deutschen Territorien
3. Europäische Situation (Mächtegleichgewicht/-rivalität, Heilige Allianz, Deutscher Bund)
4. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturveränderung und Dynamik
5. Welche handlungsrelevanten Gruppen/Personen sind in den 1860er Jahren für die Nationalstaatsbildung zu unterscheiden: (Nationalbewegung, Monarchen, "Junker", "Bougeoisie", "Arbeiter", Bismarck (Heros, Revolutionär, Dämon, Bonapartist?)?
6. Ohne Krieg keine Nationalstaatsbildung?
7. Nicht nur der 18. Januar 1871 in Versailles - was geschah eigentlich in diesem Winter wo, wie, weshalb?
8. Nach der Einigung: welche Folgen hatten
a) das errichtete Gehäuse dieser Staatsbildung
b) die Art der Einigung
c) die gesellschaftlichen Transformationen (Industrielle Entwicklung, Gründerkrise)
d) "Reichsfeinde" - Feinde? Politische Inszenierung? Populismus von oben?
9. Theoretisches Bilanz: Struktur versus Person; Handlungsspielräume; politische versus sozio-ökon. Erklärungsfaktoren; Ideen versus Interessen als "Weichensteller" (Max Weber))
10. Vergleich nationaler und europäischer Einigungsversuche.


Literatur:
Falls Sie sich schon vorbereiten wollen - lesen Sie eine Bismarckbiographie! Am besten die von Lothar Gall, Bismarck, Berlin 1980.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Anmeldezeitraum: (MA-nMII-MII) Reichsgründung".
Erzeugt durch Migration 128 08:37:23 08/21/18
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.
  • Die Anmeldung ist möglich von 24.09.2018, 00:00 bis 19.10.2018, 23:59.