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Seminar: [BA-EM] [Seminar] Yeah, Yeah, Yeah! Jugend und Popkultur im Europa der 1950er und 1960er Jahre - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: [BA-EM] [Seminar] Yeah, Yeah, Yeah! Jugend und Popkultur im Europa der 1950er und 1960er Jahre
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 28
maximale Teilnehmendenanzahl 25
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 07.04.2022 12:00 - 14:00, Ort: Seminarraum 12 (R.2.40) [EA 26-27]

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Als die Rolling Stones im Herbst 1965 auf Deutschland-Tournee gingen, sahen konservative westdeutsche Journalisten den Untergang des Abendlands gekommen. In apokalyptischen Tönen warnte die Bildzeitung vor „Ekstase, Ohnmacht und Krawall“, und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung echauffierte sich ein Redakteur über die „erbärmlich einfallslose primitive Musik“ und die „affenähnlichen ruckweisen Bewegungen“ der „fünf lächerlich unmännlich gekleidete[n] und behaarte[n] Wesen“. Nachdem das Konzert der Londoner Band in der Westberliner Waldbühne nach 20 Minuten abgebrochen worden war, lieferten sich die über 20.000 jugendlichen Fans eine Schlacht mit der Polizei, die mit knapp 100 Verletzten, 85 Festnahmen, demolierten S-Bahn-Zügen und 300.000 D-Mark Sachschaden endete. Nur wenige Wochen später sah sich die SED-Führung, die sich angesichts der Waldbühnen-Randale noch hämisch über die Jugendkriminalität und das Versagen der Behörden im „dekadenten Westen“ ausgelassen hatte, mit „Beat-Krawallen“ im eigenen Land konfrontiert: Am 31. Oktober 1965 versammelten sich rund 1000 Jugendliche auf dem Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz, um gegen das staatliche Verbot lokaler Beatbands zu protestierten. Die Demonstration wurde unter Einsatz massiver Polizeigewalt aufgelöst; knapp 100 der verhafteten Beat-Fans mussten mehrere Wochen Strafarbeit in Braunkohlebergwerken leisten.

Die Entstehung der Popkultur in den 1950er und 1960er Jahren war ein einschneidender gesellschaftlicher und kultureller Umbruch. Wie das obige Beispiel zeigt, wurden an diesem neuartigen Phänomen generationelle, aber auch politische Konflikte verhandelt, über Moralvorstellungen und Geschlechternormen gestritten sowie über jugendliche Gewalt und Kriminalität debattiert. Popkultur stand aber auch für neue Lebensweisen, Wertorientierungen und Identitätskonzepte, für technische und mediale Innovationen, für Konsum und Kommerz – und durch die Relativierung sozialer Trennlinien sogar für Demokratisierung. In diesem Seminar wollen wir uns dem Phänomen der Popkultur im Europa der 1950er und 1960er Jahre auf beiden Seiten des sogenannten Eisernen Vorhangs nähern. In einem ersten Schritt werden wir uns in die Gesellschaftsgeschichte Europas nach dem Zweiten Weltkrieg einarbeiten. Daran anschließend werden wir uns mit zentralen Konzepten wie Massenkultur, Konsumkultur oder Amerikanisierung beschäftigen. Schließlich werden wir Einzelaspekte aus der Geschichte der Popkultur ausführlich in den Blick nehmen und gemeinsam diskutieren.

Es ist das Ziel des Seminars, am Beispiel der Geschichte der Popkultur Fachwissen über die europäische Gesellschafts- und Kulturgeschichte der Nachkriegszeit zu vermitteln. Zudem werden in diesem Kurs geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken und der Umgang mit Quellen vertiefend geübt. Schließlich geht es darum, selbstständig ein Thema für eine Hausarbeit zu entwickeln.

Zu den von Ihnen im Seminar zu erbringenden Studienleistungen gehören die sorgfältige Lektüre und Vorbereitung der (zum Teil englischsprachigen) Texte für die einzelnen Sitzungen, die engagierte mündliche Mitarbeit im Seminar und das Verfassen verschiedener schriftlicher Ausarbeitungen. Die Modulleistung besteht in einer Hausarbeit zu einem selbstgewählten Thema.

Literaturempfehlungen:
Bodo Mrozek: Jugend Pop Kultur. Eine transnationale Geschichte, Berlin 2019; Uta G. Poiger: Jazz, Rock, and Rebels. Cold War Politics and American Culture in a Divided Germany, Berkeley u.a. 2000; Detlef Siegfried: Time Is on My Side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre. 3. Auflage, Göttingen 2017.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "BA Geschichte Einführungsmodul Moderne SoSe 22".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Diese Regel gilt von 28.03.2022 00:00 bis 08.04.2022 00:00.
    Die Anmeldung zu maximal 1 Veranstaltungen des Anmeldesets ist erlaubt.
  • Die Anmeldung ist möglich von 28.03.2022, 00:00 bis 08.04.2022, 23:59.
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.
Veranstaltungszuordnung: