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Seminar: Wirtschafts- und Organisationssoziologie (WOS2): "Sorgearbeit" - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Wirtschafts- und Organisationssoziologie (WOS2): "Sorgearbeit"
Untertitel Einführung in die Organisationssoziologie
Semester SoSe 2024
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 77
erwartete Teilnehmendenanzahl 35
Heimat-Einrichtung Institut für Soziologie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Nächster Termin Dienstag, 30.04.2024 14:00 - 16:00, Ort: Hörsaal XVI [Mel]
Art/Form Präsenzseminar

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Inhalt und Ziel
Vor dem Hintergrund von Klimawandel, Artensterben und ökologischer Katastrophen als auch der Corona-Pandemie zeigt sich die Krise der Reproduktion gegenwärtig besonders in den Fürsorge- und Arbeitsbeziehungen. Hier zeigen sich die Grenzen ihrer Organisationsstrukturen im Anthropozän. Das immer weiter gefasste Verständnis von Care-Arbeit eröffnet eine produktive Perspektive, die Neuverhandlung von Natur- und Geschlechterverhältnissen in den Blick zu nehmen. Der Care-Begriff bezieht sich gegenwärtig nicht mehr auf rein intersubjektive Verhältnisse, sondern umfasst auch die Fürsorge für nicht-menschliche Lebewesen und Ökosysteme.
Im Seminar soll die zentrale Frage untersucht werden, wie sich soziale Beziehungsweisen und ihre Transformationsmöglichkeiten verändern, wenn sowohl der Bereich sozialer Reproduktion als auch gesellschaftlicher Naturverhältnisse miteinbezogen werden. Damit wird zum einen mit den Naturverhältnissen eine bislang wenig anerkannte Dimension von Fürsorgebeziehungen sichtbar gemacht; zum anderen sollen alternative und neue Politikformen untersucht werden, die in ihren Beziehungsweisen anstreben, sozialen Wandel zu praktizieren oder vorwegzunehmen (von Redecker 2018).
Das erweiterte Verständnis von Sorgearbeit erlaubt es, die Bedeutung von Geschlecht, Natur und Körperlichkeit in Praktiken, Imaginationen und Organisationsweisen der sozial-ökologischen Transformation einzubeziehen. Sorgearbeit erscheint dann im Sinne eines Multispecies-Ansatzes (Haraway 2008, Kirksey 2015, Lowenhaupt Tsing 2015), in den neben menschlichen Akteur*innen auch nicht-menschliche wie Dinge, Tiere, Pflanzen, Elemente oder das Wetter konstitutiv mit einbezogen werden. Auf diese Weise erweitert sich die Perspektive auf Transformationen, kollektive Praktiken und politische Partizipation intersektional und neo-materialistisch.

Lernziel:
Das Seminar richtet sich an alle, die an klassischen und gegenwärtigen kritischen sowie materialistischen Positionen zur Sorgearbeit (in einem umfassenderen Sinn) interessiert sind und diese auf ihren Beitrag zum Verständnis der Krisen der sozialen und ökologischen Reproduktion befragen wollen. Im Zentrum stehen deren Kritik an den gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen sowie die von ihnen entwickelten alternativen Praktiken und Imaginationen. Dabei sollen jeweils spezifischen Perspektiven der sehr diversen Positionen eingeordnet, ihre Potentiale und Probleme als auch ihre Leerstellen diskutiert werden. Fürsorge- und Arbeitsbeziehungen bilden dabei zwei empirische und aktuelle Gegenstände, anhand derer die Ansätze vertieft und in ihrer gegenwärtigen Relevanz dargestellt werden. Durch die Gegenstandsorientierung wird der Zugang zu den teilweise schwierigen und voraussetzungsvollen Positionen anschaulicher und erleichtert.

Vorgehen:
Im Seminar liegt der Fokus auf der gemeinsamen Lektüre und Diskussion der Seminartexte. Für eine kontinuierliche Diskussion des Themas werden die intensive Lektüre der oftmals schwierigen sowohl deutschen wie englischen Seminartexte und eine aktive Teilnahme vorausgesetzt. Vorkenntnisse sind nicht notwendig, aber erfreulich. Das Seminar ist ein Lektüreseminar, es wird daher keine Referate geben. Alle Teilnehmer*innen müssen jedoch die Moderation einer Sitzung übernehmen.