Die in den siebziger und vor allem achtziger Jahren geführte Debatte um begriffliche Kriterien oder eine Epochenklassifikation von "Moderne" und "Postmoderne" fand im spät- bzw. postfranquistischen Spanien im Grunde nicht statt. Dies ist ein Spezifikum, das dazu führte, dass man in bezug auf ihre kunsttheoretischen Implikationen Moderne und Postmoderne hier nie als antagonistische Gegenpole oder einander ablösende Epochen verstand. Die Originalität einer spanischen Postmoderne ist zudem zeitpolitisch bedingt, insofern als mit Beginn der posttotalitären "transición" eine radikal veränderte kulturhistorische Situation gegeben war und gleichzeitig die Bezugspunkte Bürgerkrieg und Franco-Diktatur niemals zugunsten der Negativität postmoderner Zerspieltheit aufgegeben wurden. Andererseits findet der postmoderne Habitus etwa in der Performance- und Medienkunst ("Movida") besonders schrille Ausprägungen.
Aus der nunmehr beruhigten Perspektive des beginnenden 21. Jahrhunderts sollen im Seminar Verläufe und Resultate als postmodern apostrophierter literarischer Produktions- und Theoriebildungsprozesse analysiert werden, wobei sich das Hauptaugenmerk mit Autoren wie Mendoza, Vázquez Montalbán, Muñoz Molina, Millás, Chirbes, Marías u.a. auf den Roman richten soll.