Die Veranstaltung greift auf Master-Niveau ein Einführungsseminar im vorangegangenen Semester wieder auf. Ich zitiere den damaligen Veranstaltungskommentar:
Das Thema Sexualität ist für das Geschichtsstudium interessant, aber auch anspruchsvoll, weil man es hier mit mehreren Herausforderungen zu tun hat:
(1) Vieles, was man bei der Recherche über „Sexualität“ und „Geschichte“ findet, ist offensichtlich unseriös. Wie lernen wir, im Studium zwischen unseriösen und seriösen Informationsquellen zu unterscheiden?
(2) Sexualität ist ein hochpersönliches Thema, insbesondere auch für Schülerinnen und Schüler, mit denen viele von Ihnen später beruflich viel zu tun haben werden [Ergänzung: ein Aspekt, der für Master-Studierende weniger zentral, aber biografisch auch nicht irrelevant ist]. Wie lernt man, auf der Sachebene über ein für viele Gesprächspartner emotional (etwa mit Scham, Aufregung, Betroffenheit…) besetztes Thema zu sprechen?
(3) Sexualität ist ein „Querschnittsthema“, das in allen gesellschaftlichen Bereichen eine Rolle spielt (auch bezeichnet als ein „totales historisches Phänomen“). Man kann dem Thema also nicht ausweichen, wenn man die Beziehungen von Menschen untereinander untersucht, und zwar sowohl im „privaten“ wie im „öffentlichen“ Raum.
(4) Sexualität ist ein Thema, bei dem sich das Nachdenken über unsere Geschichtsbilder lohnt: Handelt es sich um eine immer gleiche, natürliche „Trieb“- und Motivationskraft für menschliches Handeln, die von der Gesellschaft nur in unterschiedlicher Weise gelenkt oder unterdrückt wird? Oder handelt es sich um ein „Bündel“ ganz verschiedener Aspekte von Identität, Lust, Fortpflanzung und moralischen Normen, die nur in bestimmten historischen Konstellationen zusammen gedacht und zusammen praktiziert wurden?
Bei einem Master-III-Seminar kommt es darauf an, dass Sie sowohl auf der theoretisch-methodischen Ebene vertieft in die Fachliteratur einsteigen, als auch empirische Ideen für eigene quellengestützte Hausarbeiten entwickeln.