MLU
Seminar: [MA-MI/MA-nMI] [Seminar] Jugend in den "Baseballschlägerjahren" Jugendliche als Akteur*innen und Adreassat*innen von Politik und Erziehung in der Transformationskrise seit 1990. - Details
Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: [MA-MI/MA-nMI] [Seminar] Jugend in den "Baseballschlägerjahren" Jugendliche als Akteur*innen und Adreassat*innen von Politik und Erziehung in der Transformationskrise seit 1990.
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 13
maximale Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
beteiligte Einrichtungen Historische Erziehungswissenschaft
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 07.04.2022 10:00 - 12:00, Ort: Seminarraum 7 (R.1.32) [EA 26-27]
Lernorganisation „Baseballschlägerjahre“: Der Titel des Seminars verweist darauf, aus welcher Perspektive die frühen 1990er Jahre – bezogen auf Ostdeutschland – derzeit häufig erinnert werden: als prekäre Übergangsphase zwischen zwei politischen Ordnungen, in der rechte, linke (und vielleicht nicht so schlicht zu etikettierende) Jugendsubkulturen gewaltsam um „ihre“ jeweiligen Räume stritten, in der aus der Mitte der Gesellschaft heraus Gewalt gegen Migrant*innen ausgeübt und beklatscht wurde und in welcher „der Staat“ (sei es in Gestalt der Polizei, der Politik oder der Sozialarbeit) unfähig oder auch nur mäßig interessiert war, diese Gewalt einzudämmen. Obwohl Jugendliche beileibe nicht die einzigen waren, die damals mit Baseballschlägern hantierten, reduzierten viele Akteur*innen aus Politik, Medien und Sozialwissenschaften „das Problem“ gern auf Exzesse vermeintlich „orientierungsloser Jugendlicher“ einerseits, eine Überforderung „der Ostdeutschen“ durch zuviel Diversität (sprich: Langhaarige und Migrant*innen) andererseits.
Wir gehen in diesem Seminar zwar vom Phänomen der Jugendgewalt im Ostdeutschland der 1990er Jahre aus, d.h. wir versuchen, dieses adäquat zu beschreiben und zu erklären. Aber zugleich gilt es nach seinen Kontexten zu fragen, z.B. nach den Umbrüchen der Transformationsgesellschaft, nach den Lebens- und Sozialisationsbedingungen ostdeutscher Jugendlicher zwischen den 1980er Jahren und der Jahrtausendwende sowie nach den politischen, wissenschaftlichen, polizeilichen und sozialpädagogischen Antworten.
Im Mittelpunkt der Seminararbeit steht die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Quellen. Dabei fassen wir auch sozialwissenschaftliche Analysen jener Zeit als Quellen auf, denen Historiker*innen mit dem Instrumentarium der Quellenkritik zuleibe rücken müssen: Wenn ein Soziologe 1993 über Hooligans schrieb – woher stammte sein Wissen, an wen adressierte er seine Texte, was wollte er damit erreichen, an welchen Regeln des Schreibbaren orientierte er sich, etc. Somit setzen wir uns exemplarisch mit einem Kernproblem der Zeitgeschichtsschreibung auseinander: Wie historisiert man Phänomene, über die bereits Tonnen sozialwissenschaftlicher Analysen vorliegen?
Das Seminar wird interdisziplinär angelegt sein, d.h. eine Gruppe von Geschichtsstudierenden und eine Gruppe von Studierenden der Erziehungswissenschaften arbeiten gemeinsam und zugleich aus unterschiedlichen Perspektiven am selben Thema – angeleitet von einem Vertreter der Historischen Erziehungswissenschaften (Prof. Dr. Till Kössler) und einem Vertreter der Zeitgeschichtsforschung (Prof. Dr. Patrick Wagner). Um im Anmeldeprocedere eine Mischung der Gruppen zu gewährleisten, bieten wir dieses Seminar in StudIP getrennt für je 20 Studierende der beiden Fächer an. Unsere Sitzungen aber finden stets gemeinschaftlich statt.
Für die Geschichtsstudierenden gilt: Als Modulleistung schreiben Sie entweder eine Hausarbeit (MA Geschichte) oder legen eine mündliche Prüfung ab (Lehramt Geschichte). Ihre Studienleistungen bestehen in der regelmäßigen aktiven Mitarbeit und in der Mitwirkung an einer der studentischen Gruppen, die jeweils eine Seminarsitzung vorbereiten.
Zur Vorbereitung empfehle ich zwei Romane, nämlich Clemens Meyer: Als wir träumten, Frankfurt am Main 2006 und Grit Lemke: Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror, Berlin 2021.
SWS 2

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

„Baseballschlägerjahre“: Der Titel des Seminars verweist darauf, aus welcher Perspektive die frühen 1990er Jahre – bezogen auf Ostdeutschland – derzeit häufig erinnert werden: als prekäre Übergangsphase zwischen zwei politischen Ordnungen, in der rechte, linke (und vielleicht nicht so schlicht zu etikettierende) Jugendsubkulturen gewaltsam um „ihre“ jeweiligen Räume stritten, in der aus der Mitte der Gesellschaft heraus Gewalt gegen Migrant*innen ausgeübt und beklatscht wurde und in welcher „der Staat“ (sei es in Gestalt der Polizei, der Politik oder der Sozialarbeit) unfähig oder auch nur mäßig interessiert war, diese Gewalt einzudämmen. Obwohl Jugendliche beileibe nicht die einzigen waren, die damals mit Baseballschlägern hantierten, reduzierten viele Akteur*innen aus Politik, Medien und Sozialwissenschaften „das Problem“ gern auf Exzesse vermeintlich „orientierungsloser Jugendlicher“ einerseits, eine Überforderung „der Ostdeutschen“ durch zuviel Diversität (sprich: Langhaarige und Migrant*innen) andererseits.
Wir gehen in diesem Seminar zwar vom Phänomen der Jugendgewalt im Ostdeutschland der 1990er Jahre aus, d.h. wir versuchen, dieses adäquat zu beschreiben und zu erklären. Aber zugleich gilt es nach seinen Kontexten zu fragen, z.B. nach den Umbrüchen der Transformationsgesellschaft, nach den Lebens- und Sozialisationsbedingungen ostdeutscher Jugendlicher zwischen den 1980er Jahren und der Jahrtausendwende sowie nach den politischen, wissenschaftlichen, polizeilichen und sozialpädagogischen Antworten.
Im Mittelpunkt der Seminararbeit steht die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Quellen. Dabei fassen wir auch sozialwissenschaftliche Analysen jener Zeit als Quellen auf, denen Historiker*innen mit dem Instrumentarium der Quellenkritik zuleibe rücken müssen: Wenn ein Soziologe 1993 über Hooligans schrieb – woher stammte sein Wissen, an wen adressierte er seine Texte, was wollte er damit erreichen, an welchen Regeln des Schreibbaren orientierte er sich, etc. Somit setzen wir uns exemplarisch mit einem Kernproblem der Zeitgeschichtsschreibung auseinander: Wie historisiert man Phänomene, über die bereits Tonnen sozialwissenschaftlicher Analysen vorliegen?
Das Seminar wird interdisziplinär angelegt sein, d.h. eine Gruppe von Geschichtsstudierenden und eine Gruppe von Studierenden der Erziehungswissenschaften arbeiten gemeinsam und zugleich aus unterschiedlichen Perspektiven am selben Thema – angeleitet von einem Vertreter der Historischen Erziehungswissenschaften (Prof. Dr. Till Kössler) und einem Vertreter der Zeitgeschichtsforschung (Prof. Dr. Patrick Wagner). Um im Anmeldeprocedere eine Mischung der Gruppen zu gewährleisten, bieten wir dieses Seminar in StudIP getrennt für je 20 Studierende der beiden Fächer an. Unsere Sitzungen aber finden stets gemeinschaftlich statt.
Für die Geschichtsstudierenden gilt: Als Modulleistung schreiben Sie entweder eine Hausarbeit (MA Geschichte) oder legen eine mündliche Prüfung ab (Lehramt Geschichte). Ihre Studienleistungen bestehen in der regelmäßigen aktiven Mitarbeit und in der Mitwirkung an einer der studentischen Gruppen, die jeweils eine Seminarsitzung vorbereiten.
Zur Vorbereitung empfehle ich zwei Romane, nämlich Clemens Meyer: Als wir träumten, Frankfurt am Main 2006 und Grit Lemke: Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror, Berlin 2021.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: [MA-MI/MA-nMI] [Seminar] Jugend in den "Basballschlägerjahren" Jugendliche als Akteur*innen und Adreassat*innen von Politik und Erziehung in der Transformationskrise seit 1990.".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 28.03.2022, 00:00 bis 08.04.2022, 23:59.
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.