Allgemeine Informationen
Veranstaltungsname | Seminar: [MA-MI/MA-nMI] [Seminar] Das letzte Jahr des Dritten Reiches. Die deutsche Gesellschaft in der Endphase des Zweiten Weltkrieges. |
Semester | SS 2022 |
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden | 14 |
maximale Teilnehmendenanzahl | 20 |
Heimat-Einrichtung | Institut für Geschichte |
Veranstaltungstyp | Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen |
Erster Termin | Freitag, 08.04.2022 10:00 - 12:00, Ort: Seminarraum 8 (22) (R. 2.35) [EA 26-27] |
Lernorganisation |
Im Mai 1944 – zwölf Monate vor Kriegsende – hielt ein großer Teil der deutschen Gesellschaft das Kriegsende noch für offen und glaubte, dass die erwartete Landung der Westalliierten in Frankreich den Krieg entscheiden werde. Auch wenn diese Perspektive falsch war – die Niederlage Deutschlands war längst unumkehrbar – so bestimmte sie doch das Verhältnis einer Mehrheit der Deutschen zum NS-Regime: Einerseits garantierte sie dem Regime vorerst die Loyalität der Bevölkerung. Andererseits begann mit der Niederlage in der Normandie und mit der Zerschlagung des deutschen Ostheeres durch die Rote Armee im Juni 1944 ein Prozess der schrittweisen Distanzierung großer Teile der „Volksgemeinschaft“ vom Nationalsozialismus. Dessen engere Gefolgschaft reagierte hierauf ihrerseits mit einer Radikalisierung der Gewalt, die im Frühjahr 1945 im Wüten der Standgerichte und Todesschwadrone nicht „nur“ gegen „Fremde“, sondern auch gegen das „eigene“ Volk mündete. Zugleich motivierte das nahende Ende die Vernichtungskrieger des SS- und Polizeiapparates dazu, in der militärischen Niederlage zumindest einen möglichst vollständigen „Sieg“ über die europäischen Juden zu erringen, indem man die Anstrengungen zu ihrer Ermordung noch einmal steigerte. Im Seminar versuchen wir, ausgehend von zeitgenössischen und retrospektiven Quellen sehr unterschiedlicher Genres (Tagebücher, Reden und Artikel, Geheimdienstberichte, Autobiographien etc.), dass sich verändernde Verhältnis von Bevölkerung und Regime sowie die Reaktionen der Kerngruppen des Nationalsozialismus auf das nahende Kriegsende zu rekonstruieren und zu erklären. Wir suchen in den Quellen Antworten auf die Fragen, wie die Spitzen des NS-Regimes ihren eigenen Untergang deuteten, warum das Regime den Krieg bis ins Frühjahr 1945 verlängern konnte und warum nach dem Ende des Krieges Millionen Deutsche subjektiv ehrlich glauben mochten, sie habe mit dem untergegangenen Regime nichts verbunden. Als Modulleistung schreiben Sie entweder eine Hausarbeit (MA Geschichte) oder legen eine mündliche Prüfung ab (Lehramt Geschichte). Ihre Studienleistungen bestehen in der regelmäßigen aktiven Mitarbeit und in der Mitwirkung an einer der studentischen Gruppen, die jeweils eine Seminarsitzung vorbereiten. Zur Vorbereitung empfehle ich: Ian Kershaw: Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45, München 2011; Cord Arendes/Edgar Wolfrum/Jörg Zedler (Hg.): Terror nach innen. Verbrechen am Ende des Zweiten Weltkrieges, Göttingen 2006 (= Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte 6); Götz Aly/Christian Gerlach: Das letzte Kapitel. Ideologie, Realpolitik und der Mord an den ungarischen Juden 1944-1945, Stuttgart 2002 |