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Hauptseminar: Die Täufer - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Hauptseminar: Die Täufer
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 7
Heimat-Einrichtung Theologische Fakultät
Veranstaltungstyp Hauptseminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 07.04.2022 14:15 - 15:45
Studiengänge (für) KE/D: AM KG, AM RW/IKT
LAS, LAG: AM KG, PM KG, AM RW/ IKT, PM RW, PM IKT
BA: PM KG, PM RW, PM IKT
Master: SPM AT/NT/KG I-III, PM KG, PM RW, PM IKT
SWS 2

Themen

Konstituierende Sitzung

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Donnerstag: 14:15 - 15:45, wöchentlich
Donnerstag, 14.04.2022 14:15 - 15:45

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Wenn heute in der Frühneuzeitforschung angemessener Weise weniger von der Reformation die Rede ist, sondern von der oder mehreren reformatorischen Bewegungen, dann wird damit ausgedrückt, dass bestimmte Engführungen auf vermeintliche Zentren wie Wittenberg, Genf oder Zürich den Blick auf die Breite der europaweiten antirömischen und antiklerikalen Bewegung verhindern. Sie privilegieren in der Regel den eigenen konfessionellen Standort des Forschers als „Sehepunkt“ stellen damit weniger eine historische als eine reduktionistische Perspektive dar.
Aus konsequent historischer Perspektive sind die reformatorischen Bewegungen gerade in ihrer Vielfalt nach und nach in landesherrliche oder städtische Strukturen eingebunden und auf diese Weise diszipliniert und konfessionalisiert worden. Der reformatorische Diskurs wurde durch das landesherrliche Kirchenregiment gebändigt. Die neuen konfessionellen Zentren sind vor allem durch die Konstitution und Abgrenzung von ihren Rändern entstanden, solchen Rändern, die eigentlich zum Kern des dynamischen kritischen Potentials der reformatorischen Bewegung gehörten wie: die Täufer.
Im Seminar wird den Quellen, Kontexten, Gruppierungen und einzelnen Repräsentanten der disparaten täuferischen Bewegung nachgegangen. In einem weiteren Schrittt wird untersucht, inwiefern die reformierte und lutherische Konfession und auch deren zentrale theologische Entscheidungen ein Produkt der Abwehr gegenüber den Täufern (und mit ihnen parallelisierten oder identifizierten Strömungen) gewesen ist, die sich eigentlich als Protagonisten vor allem der Züricher und Wittenberger Reformation verstanden haben. Im Fokus liegen Quellen und Forschungen zu den täuferischen Bewegungen der 1520er und 1530er Jahre, aber es werden auch davor und danach liegende Kontexte dieser einflussreichen und von den Kirchen aller drei Konfessionen blutig verfolgten christlichen Bewegung in den Blick genommen.
2010 hat sich der Lutherische Weltbund bei den Mennoniten als einer der größten Nachfolgegemeinschaften der täuferischen Bewegung für die diese Verfolgung, aber auch für die wissenschaftliche, gerade auch in der konfessionellen Kirchengeschichtsschreibung praktizierte herabwürdigende Darstellung der Täufer entschuldigt. Auch dieser Horizont – das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Konfession, „Wissenschaft“ und Politik – wird im Seminar in den Blick geraten.
Texte und Literatur werden vor der konstituierenden Sitzung im studip bekannt gegeben.