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Blockveranstaltung: Incarnatus ergo sum?! - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Blockveranstaltung: Incarnatus ergo sum?!
Untertitel Von Leibern, Säkularisierung und Herrschaft: eine (un)angepasste Reise
Veranstaltungsnummer SPR.02434.03
Semester WS 2021/22
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 7
maximale Teilnehmendenanzahl 25
Heimat-Einrichtung Theologische Fakultät
Veranstaltungstyp Blockveranstaltung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Vorbesprechung Mittwoch, 20.10.2021 18:15 - 19:45
Erster Termin Mittwoch, 20.10.2021 18:15 - 19:45, Ort: (Haus 30, SemR A)
Art/Form Seminar (im Block)
Leistungsnachweis Lernportfolio zum strukturierten Selbststudium als Vorbereitung auf die Blocktage
Präsentationsleistung am Blocktag als Studienleistung (anstelle eines Referats)
Studiengänge (für) Lehramt Sekundarschulen
Lehramt Gymnasien
Lehramt Förderschulen
Bachelor (2-fach)
Master (2-fach)
SWS 2
ECTS-Punkte 5

Räume und Zeiten

(Haus 30, SemR A)
Mittwoch, 20.10.2021 18:15 - 19:45
(Online)
Donnerstag, 02.12.2021 10:00 - 16:30
(Haus 25, R C+D)
Donnerstag, 09.12.2021 10:15 - 16:30

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Seminarinhalte
Ausgehend von der erkenntnistheoretischen Einsicht, dass wir nicht nur sind, weil wir denken, öffnen sich Kulturwissenschaften im Allgemeinen und Praktische Theologie und Religionspädagogik im Besonderen gegenüber Fragen und Theorien zu Leiblichkeit.
Unsere menschliche Leiblichkeit wird beim Lernen in der (Hoch-)Schule virulent. Wir sitzen im Klassenzimmer, im Audimax, wir fahren mit dem Fahrrad zur Mensa – nicht nur unsere Hirne, nicht bloß unsere Gedanken.
Als individueller Leib ist Leiblichkeit somit zentraler Bestandteil aller „Bildungssubjekte“. (Religionspädagogische) Theorien, welche die kognitiven Aspekte des Seins (über)betonen, stoßen schnell an ihre Grenzen und profitieren davon, durch solche „leiblichen Perspektiven“ ergänzt zu werden, gerade auch im Kontext des (deutschen) Protestantismus.

Der Leib ist nicht nur relevant für das Verständnis von Lehr- und Lernprozessen, sondern außerdem unmittelbares Medium, durch welches Lebenswirklichkeit erst erfahrbar wird. Epistemologisch einfachst formuliert: Ohne Leib kein Bewusstsein, ohne soma keine psyche – oder doch? Und was, wenn auch dieses medium gar die message ist, wenn Jesus Christus als wirklich Fleisch gewordener Gott und Logos gedacht/erfahren wird?

Um den Finger in dieser Wunde der westlich-kapitalistischen Welt nach der Aufklärung aushalten zu können, braucht es nicht nur eine medientheoretische „Kritik der unreinen Vernunft“ (Jochen Hörisch), sondern zunächst einmal vor allem reflexive Werkzeuge zu Herrschaftsfragen. Warum?

Mit Michel Foucault dürfen (und müssen) wir das Selbstverständliche in Frage stellen. Selbstverständlich erscheint heute bspw. die sogenannte „Säkularisierung“. Scheinbar „gottgegeben“, werden heute ironischerweise all jene transformativen Prozesse mit dem Begriff Säkularisierung belegt, die sich eben gerade seit der europäischen Aufklärung und der proklamierten „Abschaffung“ von Metaphysik, Gott und Kirche auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene vollziehen.

Aber was, wenn „die“ Welt gar nicht säkularisiert ist? Was, wenn das Konzept Säkularisierung selbst ein politisches Werkzeug ist, das wiederum auf christliche Strukturen und besonders auf protestantische Selbstverständnisse (Schrifthermeneutik) zurückzuführen ist? Die US-amerikanische Forscherin und poststrukturalistische Feministin Saba Mahmood († 2018) schreibt 2006 dazu Folgendes:

"Die vom Säkularismus dargebotene politische Lösung besteht weniger in der Toleranz gegenüber Differenz und Diversität als vielmehr in der Neuformierung (wenn nötig auch unter Anwendung von Gewalt) bestimmter religiöser Subjektivitäten, die der liberalen politischen Herrschaft unterworfen werden sollen." (in: Frey, Säkularisierungstheorien, 734)

Wenn Säkularisierung (als Konzept und politische Agenda) also Imperialismus bedeutet, welche Rolle spielt dann das gegenwärtige politisch-ökonomische System, „Der Kapitalismus als Religion“ (Giorgio Agamben)?
Wenn wir vom Leib als Medium der (Lebens-)Wirklichkeit ausgehen, eröffnen sich zwangsläufig biopolitische Fragen, die gerade im (post-)pandemischen saeculum (Zeitalter) höchste Relevanz besitzen.

Genau hier, am Ort des Leibes, treffen sich also Säkularisierungstheorie und Herrschaftsfrage auf so eindrucksvolle Weise, dass es methodologisch unmöglich ist, aller Komplexität samt sämtlicher blinder Flecken Herr* zu werden.

Die Lektüre wird uns darin unterstützen, einige der skizzierten theoretischen Untiefen kennenzulernen sowie eine gemeinsame Basis herzustellen, von welcher aus wir uns in spannende Diskussionen, Gruppenarbeiten und Präsentationen begeben können, wenn wir uns an 1,5 Blocktagen zusammenfinden werden, um am Stück intensiv miteinander arbeiten zu können.
Das vorbereitende Selbststudium, i.e. die Lektüre ist von 5–6 Texten in üblicher Aufsatzlänge, ist unabdingbar, um am Seminar mit Erfolg teilnehmen zu können!

Ablauf und Termine
Die Veranstaltung muss bis auf Weiteres als Hybrid geplant werden. E-Learning-Anteile erfolgen im lektürebasierten Selbststudium bzw. in selbst organisierten Lerntandems/-gruppen. Der Präsenzlehre-Anteil findet als Blockveranstaltung statt.
Der Termin für eine 90-minütige Vorbesprechung zum Block sowie zu vorbereitendem Selbststudium wird noch bekannt gegeben (via E-Mail).

Literatur
Wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Beschränkte Teilnehmendenanzahl: Incarnatus ergo sum?! Von Leibern, Säkularisierung und Herrschaft: eine (un)angepasste Reise".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze in den betreffenden Veranstaltungen wurden am 10.10.2021 um 23:59 verteilt. Weitere Plätze werden evtl. über Wartelisten zur Verfügung gestellt.