Der Roman des spanischen siglo de oro kann - wohl auch auf Grund seiner markant dialogisch-intertextuellen Verfasstheit, in deren Folge er zentrale Gattungsparadigmen konstituiert - im europäischen Maßstab einen Modellstatus für sich in Anspruch nehmen. Als die synthetische Summe erprobter narrativer Muster (Ritter-, Schäfer-, Pícaro-Roman, Renaissancenovelle) stellt der "Don Quijote" des Miguel de Cervantes dabei einen Gipfelpunkt der Gattungsevolution dar.
Zielperspektive des Seminars soll die Freilegung spezifisch frühneuzeitlicher Formen fiktionaler Subjektkonstitution und Wirklichkeitsmodellierung sein. So wird die Betrachtung der Texte neben narratologischen und diskurstheoretischen Gesichtspunkten auch sozial- und mentalitätshistorische so wie vor allem anthropologiegeschichtliche Bezüge einschließen, um davon ausgehend das sich im Verlauf ca. eines Jahrhunderts grundlegend wandelnde Weltverhältnis des Individuums zu beleuchten.