MLU
Seminar: Jugend in den "Baseballschlägerjahren". Jugendliche als Akteur:innen und Adressat:innen von Politik und Erziehung in der Transformationskrise seit 1990 - Details
Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Jugend in den "Baseballschlägerjahren". Jugendliche als Akteur:innen und Adressat:innen von Politik und Erziehung in der Transformationskrise seit 1990
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 41
erwartete Teilnehmendenanzahl 30
Heimat-Einrichtung Institut für Pädagogik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 07.04.2022 10:00 - 12:00, Ort: [FrSt] E.C.Trapp-Hörsaal - Haus 5

Kommentar/Beschreibung

„Baseballschlägerjahre“: Der Titel des Seminars verweist darauf, aus welcher Perspektive die frühen 1990er Jahre – bezogen auf Ostdeutschland – derzeit häufig erinnert werden: als prekäre Übergangsphase zwischen zwei politischen Ordnungen, in der rechte, linke (und vielleicht nicht so schlicht zu etikettierende) Jugendsubkulturen gewaltsam um „ihre“ jeweiligen Räume stritten, in der aus der Mitte der Gesellschaft heraus Gewalt gegen Migrant*innen ausgeübt und beklatscht wurde und in welcher „der Staat“ (sei es in Gestalt der Polizei, der Politik oder der Sozialarbeit) unfähig oder auch nur mäßig interessiert war, diese Gewalt einzudämmen. Obwohl Jugendliche beileibe nicht die einzigen waren, die damals mit Baseballschlägern hantierten, reduzierten viele Akteur*innen aus Politik, Medien und Sozialwissenschaften „das Problem“ gern auf Exzesse vermeintlich „orientierungsloser Jugendlicher“ einerseits, eine Überforderung „der Ostdeutschen“ durch zuviel Diversität (sprich: Langhaarige und Migrant*innen) andererseits.
Wir gehen in diesem Seminar zwar vom Phänomen der Jugendgewalt im Ostdeutschland der 1990er Jahre aus, d.h. wir versuchen, dieses adäquat zu beschreiben und zu erklären. Aber zugleich gilt es nach seinen Kontexten zu fragen, z.B. nach den Umbrüchen der Transformationsgesellschaft, nach den Lebens- und Sozialisationsbedingungen ostdeutscher Jugendlicher zwischen den 1980er Jahren und der Jahrtausendwende sowie nach den politischen, wissenschaftlichen, polizeilichen und sozialpädagogischen Antworten.
Im Mittelpunkt der Seminararbeit steht die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Quellen. Dabei fassen wir auch sozialwissenschaftliche Analysen jener Zeit als Quellen auf, denen wir mit dem Instrumentarium der Quellenkritik zuleibe rücken müssen: Wenn ein Soziologe oder Pädagoge 1993 über Hooligans schrieb – woher stammte sein Wissen, an wen adressierte er seine Texte, was wollte er damit erreichen, an welchen Regeln des Schreibbaren orientierte er sich, etc. Somit setzen wir uns exemplarisch mit einem Kernproblem der (erziehungswissenschaftlichen) Zeitgeschichte auseinander: Wie historisiert man Phänomene, über die bereits Tonnen sozialwissenschaftlicher Analysen vorliegen?
Das Seminar wird interdisziplinär angelegt sein, d.h. eine Gruppe von Geschichtsstudierenden und eine Gruppe von Studierenden der Erziehungswissenschaften arbeiten gemeinsam und zugleich aus unterschiedlichen Perspektiven am selben Thema – angeleitet von einem Vertreter der Historischen Erziehungswissenschaften (Prof. Dr. Till Kössler) und einem Vertreter der Zeitgeschichtsforschung (Prof. Dr. Patrick Wagner). Um im Anmeldeprocedere eine Mischung der Gruppen zu gewährleisten, bieten wir dieses Seminar in StudIP getrennt für je 20 Studierende der beiden Fächer an. Unsere Sitzungen aber finden stets gemeinschaftlich statt.

Für die Studierenden der Erziehungswissenschaft gilt: Ihre Studienleistungen bestehen in der regelmäßigen aktiven Mitarbeit und in der Mitwirkung an einer der studentischen Gruppen, die jeweils eine Seminarsitzung vorbereiten. Als Modulleistung (optional) schreiben Sie entweder eine Hausarbeit oder legen eine mündliche Prüfung ab.

Zur Vorbereitung empfehle ich zwei Romane, nämlich Clemens Meyer: Als wir träumten, Frankfurt am Main 2006 und Grit Lemke: Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror, Berlin 2021.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "D2: Bildungsforschung im Spannungsfeld von Kultur und sozialer Differenz (MA 120) SS 2022".
Bitte melden Sie sich zu allen Veranstaltungen des Schwerpunktmoduls an (siehe Studienverlaufsplan).
Um ein Modul und die zugehörigen Lehrveranstaltungen studieren zu können, müssen Sie sich im Löwenportal (https://loewenportal.uni-halle.de) für das entsprechende Modul anmelden. Die Anmeldung zu den Veranstaltungen des Moduls erfolgt separat im Stud.IP. Die Modulanmeldung ist i.d.R. 14 Tage vor bis 14 Tage nach Beginn der Vorlesungszeit möglich. Die exakten Termine werden vom Prüfungsamt per E-Mail und im Veranstaltungsverzeichnis des jeweiligen Semesters bekannt gegeben. Nur wenn ein Modul angemeldet ist, kann die Studienleistung von den jeweiligen Dozierenden verbucht werden und ist eine Anmeldung zur Prüfung möglich.
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 18.03.2022, 09:00 bis 09.04.2022, 23:59.