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Übung: [BA-VM/BA-S] [Übung] Ein neuer Historikerstreit? Die Hohenzollernkontroverse in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Übung: [BA-VM/BA-S] [Übung] Ein neuer Historikerstreit? Die Hohenzollernkontroverse in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 13
maximale Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Übung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Freitag, 08.04.2022 12:00 - 14:00, Ort: Hörsaal II (86) (R.1.01)[EA 28]

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Im Herbst 2019 wurde bekannt, dass der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bereits seit mehreren Jahren Geheimverhandlungen mit den Nachfahren der Hohenzollern führten. Bei diesen Verhandlungen ging es um Entschädigungszahlungen für bzw. die Rückgabe von Besitztümern des ehemaligen Herrscherhauses, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet worden waren. Seitdem wird nicht nur vor den Gerichten, sondern auch in der politischen und medialen Öffentlichkeit über eine zentrale Frage gestritten, nämlich über die politische Rolle der Hohenzollern im Zusammenhang mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Grund dafür ist das 1994 erlassene Ausgleichsleistungsgesetz, das einen Entschädigungsanspruch ausschließt, wenn der Enteignete „dem nationalsozialistischen oder dem kommunistischen System [...] erheblichen Vorschub geleistet hat.“

Historikerinnen und Historiker spielten in dieser Debatte von Beginn an eine wichtige Rolle, ob als Gutachter für die Verhandlungen oder als Sachverständige bei der öffentlichen Anhörung vor dem Kulturausschuss des Deutschen Bundestags im Januar 2020. Darüber hinaus geht Georg Friedrich Prinz von Preußen, der „Chef des Hauses Hohenzollern“, seit Jahren mit Abmahnungen und Gerichtsverfahren gegen Historikerinnen und Historiker vor, um missliebige Äußerungen zu unterbinden. Schließlich hat sich um die Frage, ob die Hohenzollern dem NS-Regime „erheblich Vorschub“ geleistet haben, in der Historikerzunft eine Kontroverse entsponnen, die auch die Interpretation der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts berührt. In der Presse ist daher von einem „neuen Historikerstreit“ die Rede.

In dieser Übung beschäftigen wir uns zunächst mit vergangenen historischen Kontroversen, im Rahmen derer sowohl in der Geschichtswissenschaft als auch in einer breiteren Öffentlichkeit um die Deutung der jüngeren deutschen Geschichte gerungen wurde. Anschließend werden wir uns vertiefend in die Hohenzollern-Kontroverse einarbeiten und deren historische, rechtliche und geschichtspolitische Dimension untersuchen. Dabei wird es auch um grundlegende Aspekte der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts gehen, wie etwa die Frage nach dem Verhältnis von „alter“ und „neuer Rechter“ in der Weimarer Republik. Schließlich werden wir im Verlauf des Seminars Gelegenheit haben, mit verschiedenen Expertinnen und Experten aus der Geschichtswissenschaft sowie Journalisten über die Hohenzollern-Debatte zu sprechen.

Es ist das Ziel der Übung, einen Einblick in die Funktionsweise historischer Debatten und geschichtspolitischer Auseinandersetzungen zu geben und über das Verhältnis von Geschichtswissenschaft, Medien und Öffentlichkeit zu diskutieren. Zudem geht es darum, mit verschiedenen Ansätzen, Methoden und Arbeitstechniken der Geschichtswissenschaft vertraut zu werden. Schließlich bietet die Übung Gelegenheit, die Arbeit mit historischen Quellen und das wissenschaftliche Schreiben zu üben.

Zu den von Ihnen in der Übung zu erbringenden Studienleistungen gehören die sorgfältige Lektüre der (zum Teil englischsprachigen) Texte für die einzelnen Sitzungen, die engagierte mündliche Mitarbeit im Seminar, die Vorbereitung der Gespräche mit den Expertinnen und Experten sowie das Verfassen verschiedener schriftlicher Ausarbeitungen.

Literaturempfehlungen:
Eckart Conze: Schatten des Kaiserreichs. Die Reichsgründung von 1871 und ihr schwieriges Erbe, München 2020; Markus Funck (Hg.): Die Hohenzollern – von der Gegenwart einer monarchischen Vergangenheit (= Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 68, 2020, Bd. 4); Stephan Malinowski: Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration, Berlin 2021; Martin Sabrow/Ralph Jessen/Klaus Große Kracht (Hg.): Zeitgeschichte als Streitgeschichte. Große Kontroversen seit 1945, München 2003.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: [BA-VM-S] [Übung] "Ein neuer Historikerstreit? Die Hohenzollernkontroverse in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft"".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 28.03.2022, 00:00 bis 08.04.2022, 23:59.
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.