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Vorlesung: (BA-EM/MA-MI-nMI) Die Genese der "Dritten Welt". - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: (BA-EM/MA-MI-nMI) Die Genese der "Dritten Welt".
Untertitel Entkolonialisierung und postkoloniale Staatlichkeit(en) im 20. Jahrhundert
Semester SS 2019
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 115
maximale Teilnehmendenanzahl 168
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Mittwoch, 03.04.2019 10:00 - 12:00, Ort: Hörsaal IV (168) [LuWu 2]

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Seit einigen Jahren ist die koloniale Vergangenheit einiger (bei weitem nicht aller!) europäischer Gesellschaften wieder aktuell geworden: Deutsche und französische Museen sollen klären, wie sie eigentlich an ihre Bestände afrikanischer Kunst gelangt sind (und diese dann – wem genau? – zurückgeben). Italienische Politiker rechtfertigen die Zurückweisung afrikanischer Flüchtlinge damit, an deren Lage sei doch eigentlich die französische Kolonialpolitik schuld (dass Eritrea und Libyen einst von Italien kolonisiert worden waren, scheint man in Rom längst vergessen zu haben). Und englische Brexit-Enthusiasten sind überzeugt, ihr Land könne, befreit von den Fesseln der EU, endlich wieder zu „Global Britain“ werden, sprich: mit den früheren Kolonien Handel nach eigenen Regeln treiben (ob diese das nun wollen oder nicht).

All diese Debatten zeugen davon, dass europäische Öffentlichkeiten ein hohes Maß an Phantasie, moralischer Selbstgewissheit und Paternalismus mobilisieren können, wenn sie über die Gesellschaften des globalen Südens verhandeln, aber nur wenig historisches Wissen. Wie üblich werfen sich dann Historikerinnen und Historiker in die Brust und verkünden, das müsse man nun ändern, indem man ihnen zuhöre.

Genau diesem Gestus folgt diese Vorlesung. Sie gibt erstens einen Überblick über die Auflösung der europäischen Kolonialreiche in Afrika und Asien, beginnend mit dem Ersten Weltkrieg. Sie fragt, warum die Entkolonialisierung mal gewaltarm, mal kriegerisch von statten ging und wer sie eigentlich aus welchen Motiven und Erwartungen heraus vorantrieb oder verzögerte. Zweitens analysiert die Vorlesung die Entwicklung ausgewählter postkolonialer Staaten und fragt danach, inwiefern diese von Strukturen geprägt blieben, die in der Kolonialzeit entstanden waren bzw. von neuen Abhängigkeiten gegenüber der früheren Kolonialmacht („Neokolonialismus“) – oder inwiefern ihnen die Ablösung von solchen Strukturen gelang. Damit ist schließlich drittens die Frage verbunden, inwiefern die fortdauernde Massenarmut in vielen Gesellschaften des globalen Südens bis heute von der Kolonialgeschichte mit verursacht ist.

Falls Sie im Rahmen dieser Vorlesung die Studienleistung in einem der Module, denen sie zugeordnet ist, absolvieren wollen, erwarte ich von Ihnen eine Ausarbeitung von etwa fünf Seiten zu einem der Themen der Vorlesung, ausgehend von dieser selbst und vertieft durch die Lektüre der hierzu jeweils angegebenen Literatur.

Lehramtsstudierenden, die im Herbst 2019 die Staatsexamensklausur im Bereich Zeitgeschichte schreiben wollen, kann die Vorlesung zur Vorbereitung auf diese dienen.

Als vorbereitende und/oder begleitende Lektüre empfehle ich Ihnen: Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 8. Auflage München 2007, S. 253 – 281 und Wolfgang Reinhard, Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415 – 2015, München 2016.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: (BA-EM- MA-nMI) Weltkriege, Nationalstaaten und globale Märkte. Das 20. Jahrhundert im Überblick".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.
  • Die Anmeldung ist möglich von 15.03.2019, 23:59 bis 05.04.2019, 23:59.