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Blockveranstaltung: +++ findet im WS 2024/25 statt +++ Postkoloniale Befreiungsbewegungen und die DDR - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Blockveranstaltung: +++ findet im WS 2024/25 statt +++ Postkoloniale Befreiungsbewegungen und die DDR
Untertitel Kirchenhistorische Perspektiven auf ideologische Vereinnahmungen.
Semester SoSe 2024
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 3
Heimat-Einrichtung Theologische Fakultät
Veranstaltungstyp Blockveranstaltung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Vorbesprechung Dienstag, 16.04.2024 14:00 - 16:00
Nächster Termin Mittwoch, 22.05.2024 09:00 - 16:00
Art/Form Übung

Räume und Zeiten

(n.n.)
Dienstag, 16.04.2024 14:00 - 16:00
Keine Raumangabe
Mittwoch, 22.05.2024 09:00 - 16:00
Donnerstag, 23.05.2024 09:00 - 16:00
Freitag, 24.05.2024 09:00 - 16:00

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Solidarität mit postkolonialen Bewegungen zu zeigen, war Teil der politischen Strategie seit der Gründung der DDR. Die Außenpolitik gründe auf der Tradition eines "echten Humanismus" und achte die "Kultur und Leistung eines jeden anderen Volkes", so Walter Ulbricht 1960. Das geschah nicht ohne Eigeninteresse: Denn um internationale Anerkennung der DDR zu ermöglichen, brauchte es außenpolitische Partner. "Adressen- und Besuchsdiplomatie" (A. Troche) standen in den 1960ern auf der Tagesordnung: Staatschefs wurden hofiert (etwa Kwame Nkrumah, Ghana), Forschungsprojekte initiiert (z.B. über Anton Wilhelm Amo) und auch philosophisch-theologische Leitfiguren gefunden (Albert Schweizer), die die ideologisch-politischen Interessen begründen halfen.
In diesem Zuge wurde das sozialistische Programm auch im Rahmen der Ökumenischen Arbeit verteidigt. Den außenpolitischen Weg übernahmen Größen der Ost-CDU wie Carl Ordnung, der anlässlich des Ökumenischen Rates in Uppsala 1968 Texte von Kenneth Kaunda (Sambia) und James Baldwin (USA) in der DDR veröffentlichte und in die (kirchen) politische Situation der DDR einschrieb.
In der Übung wollen wir uns mittels der Analyse von Einzelereignissen ein Bild über die historischen Zusammenhänge machen und danach fragen, welchen Effekt theologisch-philosophisch Positionierungen hatten.
Zudem sollen die Verwebungen kirchlicher und postkolonialer Emanzipationsbewegungen untersucht werden: 1966 veröffentlicht Theo Lehmann, ein Jugendpfarrer aus Sachsen, das Buch "Blues and Trouble". Eröffnet wird es mit einem Vorwort von Martin Luther King: "Aus der Unterdrückung hat Gott viele Dinge entstehen lassen". Theo Lehmann erhebt den Anspruch, die Entstehung des Blues in den USA nachzuzeichnen, wobei er "den Afroamerikanern" einen "tiefen Glauben" zuschreibt. Er veranstaltet Jugendgottesdienste mit "neuen" Blues-Elementen und wird massiv von der Staatssicherheit überwacht. In einem ähnlichen Duktus findet 1976 in Thüringen ein großes kirchliches Jugendfestival statt, auf dem Texte von James Baldwin und Martin Luther King gelesen werden. Die Apartheid in den USA wie in Südafrika bildet dabei den Deutungsrahmen, mit dem die Jugendlichen 1976 in Thüringen ihre eigenen Repressionserfahrungen re-formulieren.

 
Die Übung soll dazu dienen, diesen und weiteren Spuren ökumenischer, (kirchen-)politischer und widerständiger Arbeit in Quellentexten nachzugehen, die von einer Vereinnahmungen postkolonialer Befreiungsbewegungen zeugen. Ein kritischer Ansatz soll neue Perspektiven auf die Verstrickung von sozialistischer Ideologie, Theologie, und Emanzipationsbewegungen verschiedener Kontexte ermöglichen. Teil der Veranstaltung, die von Christiana Steiner und Nora Blume gehalten wird, ist der eintägige Besuch des Martin-Luther-King-Zentrums in Werdau https://martin-luther-king-zentrum.de/mlkz/. Wir freuen uns über rege Teilnahme!

Die Übung wird aufgrund geringer Teilnehmendenzahlen auf das WiSe 2024/25 verschoben.