Organisatorisches: Das Seminar wird als Blockseminar mit 7 Doppelsitzungen angeboten. Die Termine können in der ersten Sitzung mit den Teilnehmenden gemeinsam diskutiert werden. Das Seminar ist Mitte Mai abgeschlossen.
Inhalt: Für die Filmproduktion aus dem postjugoslawischen Raum wird mit Blick auf die Periode der 1990er Jahre das Phänomen der „Selbstbalkanisierung“ beschrieben (vgl. z.B. Iordanova, Pavičić). Dieses ästhetische Muster setzt auf der stereotypen Fremdwahrnehmung des Balkan als konstanter Krisenregion und „Pulverfass“ an (vgl. Todorovas Begriff des Balkanismus). Balkanismen wie die Unausweichlichkeit von Krieg und Gewalt als sich wiederholendes Schicksal werden von postjugoslawischen Filmschaffenden aufgegriffen und in spezifische filmästhetische Ausdrucksformen übersetzt, die im Seminar herausgearbeitet werden sollen.
Als Material dienen die erfolgreichen Filme von Emir Kusturica (*1954), die als paradigmatisch für die Ästhetik der Selbstbalkanisierung gelten. Neben der eigentlichen Filmanalyse soll die internationale Rezeption von Kusturicas Werk um die Jahrtausendwende diskutiert werden, als diese Filme ebenso wie die darin integrierte Musikkultur die Vorstellung von „Balkankultur“ im westlichen Ausland prägten.
Die Filme stehen im Original mit deutschen oder englischen Untertiteln zur Verfügung. Kenntnisse des BKMS sind für eine Teilnahme nicht Voraussetzung. Interessent*innen sind herzlich willkommen.
Erste Filmvorschläge:
„Dom za vešanje“ (1989, Time of the Gypsies)
„Underground“ (1995)
„Crna mačka, beli mačor“ (1997, Schwarze Katze, weißer Kater)
„Život je čudo“ (2004, Das Leben ist ein Wunder)
Theoretische Literatur:
Dina Iordanova: „Cinema of Flames: Balkan Film, Culture and the Media“, 2001
Jurica Pavičić: „Postjugoslavenski film: Stil i ideologija“, 2011