Veränderungen und Verwerfungen in individuellen Biographien, die aus unterschiedlichen Ursachen resultieren, haben in den letzten Jahren überall und besonders in Südosteuropa zu einer deutlichen Belebung von Erzählweisen geführt, in denen die literarische Inszenierung von individueller Identität stark mit der Reflexion gelebten Alltags verbunden ist. Die spezifische Rhetorik des Erinnerns soll im Seminar an exemplarischen literarischen Texten hrausgearbeitet werden, u.a. von AutorInnen, die zu Pendlern zwischen den Kulturen geworden sind.
In der Konzentration auf den jeweiligen Erzählgestus werden Aussagen darüber getroffen, wie die Wechselbeziehung zwischen individueller Erinnerung und Identität in den literarischen Texten inszeniert wird und in welchem Grad dabei kollektive Alltagsgeschichte und kulturelle Erbschaften mit einbezogen und gewertet werden.
Es soll auch ermittelt werden, ob und wie die ästhetische Erfahrung der Literatur bezüglich der Erprobung anderer, evtl. (über-)nationaler Identitäten bzw. intersubjektiver und interkultureller Kompetenz Ansatzpunkte zu vermitteln vermag.
Die Vorschlagsliste zur Auswahl der AutorInnen sowie die Themen der Seminarreferate werden in der Auftaktveranstaltung besprochen.