Venantius Fortunatus: Vita sancti Martini
Der hl. Martin (326–397) ist wohl auch heute noch vor allem als jener Barmherzige bekannt, der einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels geschenkt haben soll. Aus Pannonien stammend, trat er als Sohn eines römischen Soldaten zunächst selbst ins römische Heer ein und diente in der Garde des späteren Kaisers Konstantius II. Nach der Quittierung seines Dienstes wurde er Schüler des Bischofs Hilarius von Poitiers und entwickelte Neigungen für die Askese des Mönchslebens. Er unternahm verschiedene missionarische Bemühungen in seiner Heimat, gründete mehrere Klöster und wurde schließlich zum Bischof von Tours erhoben.
Venantius Fortunatus gab seiner besonderen Verehrung für den hl. Martin, dem er die Genesung von einer schweren Augenkrankheit zu verdanken meinte, u.a. dadurch Ausdruck, dass er um das Jahr 575 die von Sulpicius Severus in Prosa verfasste Vita sancti Martini in wohlklingende Hexameter übertrug. Wir werden in dieser Lektüreübung weite Teile aus Fortunats Dichtung lesen.
Text: Venance Fortunat, Vie de saint Martin (ed. Solange Quesnel), Paris 1996.