Dieses Seminar wird sich mit der zentralen Stellung des ruandischen Genozids von 1994 für aktuelle Entwicklungen in Ruanda widmen. Auch heute muss sich das Land regelmäßig mit seiner Geschichte auseinandersetzen, was große Herausforderungen an existierende Darstellungen des Genozids und den täglichen Umgang mit diesen stellt. Fragen nach ethnischer Zugehörigkeit, dem Entstehen eines kollektiven Erinnerungsnarrativ oder dem Entwurf eines ‚modernen Staates’ werden zum zentralen Bestandteil eines Repräsentationsdiskurses. Ein Teil der ausgewählten Seminarliteratur wird sich ethnologischen und nicht-ethnologischen Texten, Bildern und Filmen widmen, die versuchen die Ereignisse von 1994 darzustellen. Die durch die ‚Krise der Ethnologie’ entfachte Debatte zu den Grenzen der Repräsentation wird ein zweiter Teil der zu diskutierenden Seminarliteratur sein. Diese hinterfragt kritisch, welchen Beitrag die methodischen Instrumente der Ethnologie für die Darstellung und Analyse von Ereignissen leisten können. Das Seminar wird sich folglich mit den Grenzen des ethnologischen Verstehens auseinandersetzen und dabei grundlegende Einblicke in die theoretischen und regionalspezifischen Probleme bei der Darstellung des ruandischen Genozids geben.