In diesem Seminar wird die moderne Fachgeschichte der Ethnologie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vertiefend behandelt. Am Anfang steht dabei die grundlegende Frage nach verschiedenen Zugängen zur Geschichte der Ethnologie: Fachgeschichte vs. Wissenschaftsgeschichte, 'präsentistische' vs. 'historistische' Zugänge, Theorie- vs. Institutionengeschichte. Im Anschluss werden die prägenden nationalen Traditionen der britischen, französischen, US-amerikanischen und deutschsprachigen Ethnologie vorgestellt und, ergänzt durch jüngere nationale bzw. regionale Traditionen (z.B. russische/sowjetische, lateinamerikanische, indische Ethnologie), kritisch diskutiert und vergleichend gegenübergestellt. Weiterhin widmen wir uns wichtigen Strömungen und Debatten, die das Fach nach dem Zweiten Weltkrieg prägten (u.a. interpretative turn, postcolonial turn, spatial turn).
Insgesamt steht also nicht die selektive Lektüre ethnologischer Klassiker im Vordergrund, sondern TeilnehmerInnen sollen in die Fachgeschichte als Forschungsfeld eingeführt werden und die Fähigkeit erlangen, Debatten, Schulen und Methodenprobleme des Faches erkennen und in größere Zusammenhänge einordnen zu können.
