Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin
Donnerstag, 14.04.2016 10:15 - 11:45
Voraussetzungen
Literaturempfehlung: Freud, Sigmund 1974 [1927]. Warum Krieg? In Fragen der Gesellschaft. Ursprünge der Religion. Frankfurt: S. Fischer Verlag, 271-286.
Freud, Sigmund 1909. Der Fall Dora. In Sammlung kleiner Schriften zur Neurosenlehre. Leipzig u.a.: Deuticke.
Leistungsnachweis
Studienleistung: Wird in der ersten Stunde bekannt gegeben
Modulleistung: Hausarbeit
Die Leitfrage dieses Seminars ist in der Geschichte der Sozialtheorie und der Ethnologie immer wieder neu und anders gestellt worden. Eine klassische Version der Fragestellung arbeitet mit der Unterscheidung von Struktur und Handlung und thematisiert, inwiefern Struktur Handlung bestimmt oder umgekehrt, Handlung Struktur hervorbringt. Karl Marx hatte eine treffende Formulierung gefunden: „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbst gewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen (Marx, Karl 1852/1966 Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, S. 34.). Die zeitgenössische Ethnologie spricht gerne davon, dass sie akteurszentriert sei, also stets von den Akteuren ausgeht und ihrer Version des Weltmachens (worlding) treu bleibt. Die durch den Pragmatismus beeinflusste Ethnologie (teils im Gefolge von Harold Garfinkel) hat wiederum andere, methodische Gründe dafür, Praktiken in den Vordergrund zu stellen. In diesem Seminar erarbeiten wir uns einen kritischen Überblick über die unterschiedlichen Antworten, die im Laufe der letzten rund hundert Jahre angeboten worden auf die Frage nach dem, was sich vermutlich hinter dem Rücken der Akteure abspielt.