Kommentar:
Das Seminar analysiert die sozialen, kulturellen und politischen Prozesse, welche in der Konstruktion, Konstituierung und Konzeptualisierung der postkolonialen Nation wesentlich sind. Postkoloniale Nationen sind durch die Bedingungen des Kolonialismus und spezifische globale Interaktionen im Rahmen sozio-ökonomischer Ungleichheit gekennzeichnet. Ausgehend vom europäischen Modell der Nation – welches Nation, Staat und Volk (idealtypisch) als Einheit begreift – werden die Besonderheiten postkolonialer Nationen meist unzureichend berücksichtigt. Eine differenzierte und Realität abbildende Betrachtung postkolonialer Nationen erfordert jedoch die Fokussierung auf ihre historischen wie gegenwärtigen Voraussetzungen und Entwicklungen. Wir werden am Beispiel verschiedener postkolonialer Nationen deren Besonderheiten im Kontext der jeweiligen sozialen, historischen und kulturellen Gegebenheiten untersuchen und in der vergleichenden Betrachtung diesbezügliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausstellen.
Lektüreempfehlung: Chabal, Patrick. 1996. The African crisis: context and interpretation. In: Werbner, R. and T. Ranger (eds.) Postcolonial Identities in Africa. London and New Jersey: Zed Books, pp. 29-54.
Kohl, Christoph. 2012. Nationale Integration in Guinea-Bissau: Das Beispiel der Manjuandadis. Zeitschrift für Ethnologie 137(1): 71-96.
Robinson, Amanda L. 2014. National versus ethnic identification in Africa: modernization, colonial legacy, and the origins of territorial nationalism. World Politics 66(4): 709-746.