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Seminar: Anthropologie der Gerechtigkeit - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Anthropologie der Gerechtigkeit
Veranstaltungsnummer BA: SE_I (A) S
Semester WS 2021/22
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 31
erwartete Teilnehmendenanzahl 40
Heimat-Einrichtung Ethnologie/Kulturvergleichende Soziologie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Mittwoch, 20.10.2021 13:00 - 14:30, Ort: Seminarraum Ethnologie
SWS 2
ECTS-Punkte 5

Themen

Einführung, Philosophische Theorien der Gerechtigkeit I: Gerechtigkeit als Fairness, Philosophische Theorien der Gerechtigkeit II: Befähigungsansatz, Philosophische Theorien der Gerechtigkeit III: Umverteilung oder Anerkennung, Rechte und Kultur, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Moral und Ethik, Neuere Ansätze der Anthropologie der Gerechtigkeit I, Rechtspluralismus, Neuere Ansätze der Anthropologie der Gerechtigkeit II, Abschlussdiskussion, Implizite Gerechtigkeitsvorstellungen in der Anthropologie der Gerechtigkeit, Exkursion zur Gedenkstätte roter Ochse, Zeitzeugengespräch mit Regimekritiker und ehemaligem Inhaftierten Lothar Rochau

Kommentar/Beschreibung

Sind die Kriterien, nach denen Hausarbeiten bewertet werden gerecht? Sollte ich Fairtrade-Produkte kaufen oder nicht? Die Antworten auf diese Fragen sind von impliziten Gerechtigkeitsvorstellungen geprägt, die uns nur zum Teil bewusst sind. Die Anthropologie der Gerechtigkeit beschäftigt sich mit diesen alltäglichen Gerechtigkeitsvorstellungen. Während Gerechtigkeit bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in der Ethnologie im Wesentlichen mit Recht gleichgesetzt wurde, wurden staats- und rechtszentrierte Konzeptionen normativer Ordnungen mit dem Aufkommen von Theorien des Rechtspluralismus kritisch hinterfragt (Benda-Beckmann 1981). Fragen nach der Instrumentalisierung von Recht und die ungleich verteilte Definitionsmacht von Recht rückten ins Zentrum der Forschung. Folglich wurde Gerechtigkeit als ein in Beziehung zu Recht stehender, aber gleichzeitig über das Recht hinausgehender, eigenständiger Begriff etabliert. Gerechtigkeit wurde daran anschließend in der Ethnologie vorwiegend mit einem Fokus auf Rechte und Kultur (Cowan, Dembour und Wilson 2001) und Menschenrechte (Goodale & Merry 2007) thematisiert. Neuere Ansätze (Brunnegger 2019, Anders and Zenker 2015, Goodale und Clarke 2010) kritisieren diese thematische Verengung sowie eine unzureichende Theoretisierung des Gerechtigkeitsbegriffs in der Ethnologie. Es wird eine neue theoretisch anspruchsvolle und gleichzeitig ethnographisch fundierte Anthropologie der Gerechtigkeit gefordert, die nomothetische, ahistorische und generalisierende politisch-philosophische Theorien der Gerechtigkeit infrage stellt und alltägliche Dimensionen von Gerechtigkeit theoretisch abstrahiert ins Zentrum rückt.
Im Seminar werden wir zunächst klassische politisch-philosophische Theorien der Gerechtigkeit, wie John Rawls Theorie der Gerechtigkeit als Fairness, aus ethnologischer Perspektive lesen. Anschließend werden wir die verschiedenen ethnologischen Ansätze zu Gerechtigkeit vergleichend diskutieren und analytisch betrachten, welche praktischen Implikationen die jeweiligen Theorien von Gerechtigkeit angesichts gegenwärtiger sozialer und politischer Herausforderungen haben.

Anmelderegeln

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