Mit dem Aufkommen von AIDS entstanden bedeutsame soziale (und zum Teil aktivistische) Bewegungen, die vor allem das Überleben der von HIV/Aids betroffenen Personengruppen als zentralen Gegenstand hatten. Es handelte sich dabei zunächst um Menschen aus sozialen Minderheitengruppen: schwule Männer*, Sexarbeiter*innen, Drogengebraucher*innen und trans*Personen. Bewegungen wie ACTUP skandalisierten den in vielen Ländern feindlichen Umgang mit den an AIDS erkrankten Personen.
Gleichzeitig wird diese Phase oft als „the queer moment“ bezeichnet, als die soziohistorische Konstellation, in der sich unter dem Begriff „queer“ theoretische und politisch Konzepte entwickelten, die normalisierungskritische Solidaritäts- und Bündnispolitiken adressierten.
Am gesellschaftlich unterschiedlichen Umgang mit HIV/AIDS in verschiedenen Ländern lässt sich die ausgesprochen deutliche Politisierung des Verhältnisses von Gesundheit und Krankheit, von Schuld und Verantwortung analysieren.
Aus einer heutigen Perspektive wiederum stellen sich, neben bewegungstheoretischen, auch Fragen nach dem Umgang mit Erinnerung an AIDS, mit den Archiven und Artefakten und den Diskursen, die sich bis heute aus der Geschichte von HIV/AIDS ergeben.
Das Seminar bietet die Möglichkeit an, forschend eigene Erfahrungen mit der Geschichte und Gegenwart von HIV/AIDS zu machen und diese mit unterschiedlichen Theoriebeständen in ein Verhältnis zu setzen.
An das Seminar angebunden ist eine Vortragsreihe, in der Wissenschaftler*innen und Fachpersonen aus Archiven und AIDS-Hilfen ihre Arbeit präsentieren.