In den letzten 50 Jahren haben die Lebensbedingungen von Frauen sich zumindest in den westlichen Gesellschaften grundlegend gewandelt. Unter dem Gedanken der Emanzipation strebte man nach einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an allen Lebensbereichen. Frauen haben dadurch größere Entfaltungsmöglichkeiten bekommen und mehr Zugang zu Macht, Geld und Autorität gewonnen. Während die Lebensläufe von Frauen und Männern sich zunehmend einander anglichen, geriet allerdings aus dem Blick, dass zu einer weiblichen Biografie auch die Frage der Mutterschaft gehört. Die mit der Entscheidung für oder gegen eine Mutterschaft verbundenen Einzelprobleme sind Teil der großen Frage nach einem wirklich guten Leben. Ihre Lösung kann nicht allein dem Einzelnen aufgebürdet werden. Vielmehr ist die Gesellschaft als Ganze aufgefordert, neu zu reflektieren und sich neu zu positionieren, um so zu einer angemessenen Lösung zu kommen.
Das Seminar wendet sich der lange vernachlässigten Frage von Mutterschaft und Mütterlichkeit zu. Es betrachtet empirische Daten und zieht wissenschaftliche Ergebnisse aus den Natur- und Humanwissenschaften ebenso bei wie religiöse und profane Deutungen von Mutterschaft und Mütterlichkeit. Ziel ist es auszuloten, wie Mutterschaft und Mütterlichkeit vor dem gewandelten Horizont der späten Moderne neu zu denken sind.