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Seminar: Jüdisches Volk, Tradition und Staat im Denken von Yeshayahu Leibowitz - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Jüdisches Volk, Tradition und Staat im Denken von Yeshayahu Leibowitz
Veranstaltungsnummer OSW.02182.04
Semester SS 2018
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 3
erwartete Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Jüdische Studien / Judaistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Mittwoch, 11.04.2018 16:15 - 17:45, Ort: (Großer Seminarraum im Großer Berlin 14)
Art/Form Teil des Moduls "Methodik des Quellenstudiums – Religion und Gesellschaft des Judentums" im Nah-Ost Studiengang
SWS 2
ECTS-Punkte 10

Räume und Zeiten

(Großer Seminarraum im Großer Berlin 14)
Mittwoch: 16:15 - 17:45, wöchentlich (13x)

Kommentar/Beschreibung

Als ein Vertreter der Orthodoxie ist Yeshayahu Leibowitz (1903-1994) in Israel vor allem durch seine Stellungnahmen in der Politik hervorgetreten – häufig mit Positionierungen, an dessen sich bis heute die Geister entzünden. Der aus Riga stammende und 1935 in den Yeshuv/Palästina eingewanderte Mediziner und Philosoph Leibowitz hat sich im Selbststudium intensiv mit der jüdischen Traditionsliteratur wie auch mit der Frage des Verhältnisses traditioneller jüdischer Konzepte wie Volk und Land zum Selbstverständnis des Staates Israel auseinandergesetzt. Als glühender Zionist und orthodoxer Jude stand für ihn dennoch – im Unterschied zu so gewichtigen Zeitgenossen wie Abraham Isaak Kook oder Gershom Scholem – fest, dass etwa dem Staat oder der Stadt Jerusalem keinerlei religiöse Bedeutung zu komme. Seine zentrale Frage lautete: Wie kann man in der Modern, insbesondere nach der Shoa, religiöse Werte rechtfertigen, ohne sich auf traditionelle („Erwählung“, „Sinai“) oder metaphysische („Gottesbeweise“) Wahrheitsansprüche zu beziehen. Ziel des Seminars wird es sein, zunächst in das Verhältnis von Staat und jüdischer Tradition, wie es vor allem im religiösen Zionismus entwickelt wurde, einzuführen und anschließend Leibowitz‘ Argumentation für eine radikale Trennung von zionistischem Staat und religiöser Orthodoxie zu analysieren. Nach Leibowitz‘ Begründung seiner – eine nicht minder radikale Innovation innerhalb der jüdischen Traditionen darstellenden – Forderung nach einer Ersetzung des traditionellen Systems von Aussagen über Gott durch ein „System“ von angewandten Normen soll in einem zweiten Schritt gefragt werden. In einem dritten Schritt sollen im Seminar schließlich einige öffentliche Einsprüche von Leibowitz gegen zeitgenössische politische Entscheidungen wie die Zerstörung des arabischen Dorfes Kibiyeh (1953/54), das Beten an der Klagemauer oder die Besatzung des Westjordanlandes nach 1967 vorgestellt werden.

Literatur:
David Biale, „Homage to Yeshayahu Leibowitz, Israeli public intellectual“, Religious Studies Review, 22,4 (1996) 309-312.
Yeshayahu Leibowitz, „Die offizielle Religion in Israel“, in: Matthias Morgenstern (Hg.), Der Kampf um den Staat. Religion und Nationalismus in Israel, Frankfurt 1990, 203-205.
ders., „Religion, Humanismus und die Spaltung der Nation“, in: ders., 206-209.
ders., „Die Bedeutung des Landes Israel für das Judentum“, in: ders., 234-235.
ders., „The Religious Significance of the State of Israel“, in: Zionism: The Sequel, ed. Carol Diament, New York 1998, 179-187.
Shashar, Michael, Gespräche über Gott und die Welt, Frankfurt 1987.