Fürstenknecht und Künstlerfürst - zwischen diesen extremen Polen bewegt sich die Wahrnehmung des Künstlers im Dienst des Hofes. In seinem einflussreichen Buch „Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers“ formulierte Martin Warnke die erstaunliche und kontrovers aufgenommene These, dass sich die moderne Auffassung von Künstlertum und künstlerischer Kreativität, ihre Wertschätzung aber auch ihre Außenseiterstellung, ausgerechnet aus der sozialen Sondersituation des Hofkünstlers entwickelte. Mit dieser Problemstellung im Blick widmet sich das Seminar wichtigen europäischen Höfen und Hofkünstlern vom späten Mittelalter bis zur Französischen Revolution. Themen sind die Aufgabenfülle des typischen höfischen Kunstintendanten, seine Machtstellung und auch die Machtphantasien, die sich aus der Verbindung von Herrscher und Künstler früh ergeben konnten. Die Entwicklung der wichtigen Bildgattung des höfischen Porträts, die Frage nach einem spezifisch höfischen Stil und nach der Förderung von unkonventionellen Bildthemen durch die Kunstbedürfnisse des Hofes bilden weitere Themenschwerpunkte. Abschließend sollen die normative Vorbildwirkung und die Kritik an der Hofkunst diskutiert werden.
Literaturempfehlung: Martin Warnke: Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstler, Köln 1996.