Kommentar:
– Dem jiddischen Film war lediglich eine kurze, aber intensive Blütezeit in Europa und Amerika beschert. Sie hebt an mit der Herausbildung des Massenmediums Film in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts und findet ein abruptes Ende mit der Vernichtung des osteuropäischen Judentums durch den Nationalsozialismus. Für die Entwicklung des Spielfilms ist das jiddische Kino von ebenso großer Bedeutung wie das amerikanische und deutsche Kino. Das "goldene Zeitalter" des jiddischen Films brachte expressionistische Meisterwerke wie z.B. den Dybbuk (1937), aber auch Evergreens wie Tevye der milkhiker (1939) (Anatevka) hervor. Mit Ende des Krieges und der weitgehenden Vernichtung der jiddischen säkularen Kultur in Europa sowie der Assimilation der jüdischen Immigranten in den USA, verschwand das jiddische Kino weitgehend. Es etablierte sich jedoch auf beiden Kontinenten eine Filmindustrie, in der jüdische Themen und damit unweigerlich auch Jiddisch als Sprache immer wieder eine Rolle spielten und spielen. Das Seminar möchte diesen Transformationen nachgehen und sich mit der Geschichte des jiddischen Films an Hand folgender Fragestellungen auseinandersetzen: Welche Funktionen übernahm und übernimmt das Jiddische im Film? Wie wurde und wird es eingesetzt? Welche Themen charakterisieren den jiddischen Film? Wo finden sich diese Themen im heutigen Kino wieder?