Die Judaistik / Jüdische Studien haben die Wahl, sich als Forschungsdisziplin in der Linie zahlreicher europäischer Vorläufer zu verstehen: der Hebraistik, der Haskala, der Wissenschaft des Judentums, der universitären Neugründung als Judaistik in den 60iger Jahren oder der angelsächsischen Jewish Studies. Die Erfahrung zeigt, dass die Judaistik oft kein reflektiertes Selbstverständnis im Hinblick auf ihre Einordnung zwischen diesen Wissenstraditionen hat - bis hin zur Tatsache, dass sie sich ganz ahistorisch und als "rein akademisches" oder philologisches Fach versteht. Angesichts der breiten Palette ihrer Vorläufer und deren gesellschaftlicher Wirksamkeit - insbesondere im Falle der Haskala und der Wissenschaft des Judentums - möchte der Lesekreis eine Plattform bieten, um die Studieninhalte der Judaistik / Jüdische Studien im Kontext gesellschaftlicher und persönlicher Verantwortung zu reflektieren.