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Seminar: Profilierung einer Haskala im Nahen Osten zwischen westlicher Aufklärung und muslimischer Nahda - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Profilierung einer Haskala im Nahen Osten zwischen westlicher Aufklärung und muslimischer Nahda
Veranstaltungsnummer OSW.02182.04
Semester WS 2019/20
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 11
erwartete Teilnehmendenanzahl 25
Heimat-Einrichtung Jüdische Studien / Judaistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Mittwoch, 23.10.2019 16:00 - 18:00, Ort: (Gr. Seminarraum, Großer Berlin 14)
Art/Form Methodik des Quellenstudiums: Religion und Gesellschaft des Judentums
ECTS-Punkte 10 LP

Themen

Einführung: Zur Methode – Kann man Haskala und Nahda (mit scheinbar analogen Phänomenen in Ost und Westen) vergleichen?, Kann man die nahöstliche Haskala in dem Narrativ der westlichen Haskala-Forschung zur Sprache bringen?, Alternative Methoden zur Erforschung einer außereuropäischen Haskala am Beispiel von Essaouira, Die multiple Verortung eines Maskils in Bagdad zwischen Ost und West, Tradition und säkularer Gegenwart, Nahda, Salafiyya, Haskala und Aufklärung: Verknüpfung von Themen, Konzepten und Motiven, Inwiefern der Kolonialismus für die nahöstliche Haskala konstitutiv war?, Bestrebungen zu eigenen Erziehungsformen und -theorien in den mizrachischen Haskalot, Die Rolle der Druckerpresse für die Genese der mizrachischen Haskalot, Jacqueline Kahanoffs Werk als feministische Variante einer mizrachischen Haskala, Verhältnis von Haskala und Kabbala in den nahöstlichen Haskalot, Beziehung der hebräischen und arabischen Sprache in mizrachischen Übersetzungen - Implikationen für eine nahöstliche Haskala, Herausforderung westlicher Konzepte durch mizrachische Poeten, Herausforderung westlicher Konzepte durch mizrachische Poesie und Musik in Israel, In welcher Beziehung steht die zionistische "Tehiyya" zur West-Haskala bzw. zu den mizrachischen Haskalot?

Räume und Zeiten

(Gr. Seminarraum, Großer Berlin 14)
Mittwoch: 16:00 - 18:00, wöchentlich (14x)

Kommentar/Beschreibung

Gewöhnlich wird eine jüdische Aufklärung (Haskala) im 18. und 19. Jahrhundert im Nahen Osten – wenn sie überhaupt als solche von der westlichen Haskala des 18. Jahrhunderts unterschieden wird – als ein integraler Bestandteil des westlichen Aufklärungsnarrativs zwischen Moses Mendelssohn und Haim Nachman Bialik behandelt (in derselben Logik wird nicht selten die West-Haskala als ein integraler Bestandteil der westlichen Aufklärung behandelt). Es liegt auf der Hand, dass die Aufklärung der Juden des Islam besser aus ihren Kontexten gelesen und gedeutet wird – bevor sie mit den West-Aufklärungen ins Gespräch gebracht wird. Es sollten also erst die kulturellen Kontexte und historischen Erfahrungen der Juden zwischen Bagdad und Saloniki, Istanbul und Kairo analysiert und erst dann auf dem Hintergrund dieser Vorprägungen – zu denen auch die arabische Renaissance oder Aufklärung (Nahda) gehört – ihre Auseinandersetzung mit der westlichen Moderne in den Blick genommen werden. So gehörten in der Haskala der Mizrachim auch Rabbiner zu den Aufklärern (Maskilim) wie auch ihr Kampf gegen den Kolonialismus, was diese von der West-Haskala unterscheidet. Nicht zuletzt wird es Ziel des Seminars sein, die zur Anwendung kommenden Analysemethoden, welche „Tradition“ und „Moderne“, „säkular“ und „religiös“ als harte Gegensätze betrachten, auf ihr eurozentristisches Erbe abzuklopfen, und damit an der Entwicklung eines bislang nicht existierenden historischen und hermeneutischen Rahmens für die Erforschung der Haskalot des Nahen Ostens zu arbeiten.

Literatur:
Lital Levy, Jewish Writers in the Arab East: Literature, History, and the Politics of Enlightenment, 1863-1914, Berkeley Diss. 2007 (vor allem Kapitel 5: „The Middle Eastern Haskalah“).
Esther Benbassa, „The Process of Modernization of Eastern Sephardi Communities“, in: Harvey Goldberg (ed.), Sephardi and Middle Eastern Jewries: History and Culture in the Modern Era, Bloomington 1996, 89-98.
Shmuel Feiner and David Sorkin (eds.), New Perspectives on the Haskalah, Oxford/ Oregon, 2001.