„Das kritikwürdige Moment des Bonner Parlamentarismus scheint mir die landläufige Kritik zu sein.“ Diese Zitat des deutschen Politikwissenschaftlers Ernst Fraenkel aus dem Jahr 1965 verdeutlicht, dass die bundesrepublikanische Parlamentarismuskritik so alt wie die Institution selbst ist. Auch heute schicken sich europaweit Bewegungen an, die mit Parolen wie „Schwatzbude“ oder „abgehobene Politikerkaste“ ihren Unmut gegenüber der sogenannten etablierten Politik zum Ausdruck bringen und zunehmend auf fruchtbaren Boden stoßen. Das Parlament sei nicht mehr fähig die Vielzahl an gesellschaftlichen Interessen zu repräsentieren und stelle nicht mehr als ein „Abnickverein“ von Regierung und Ministerialbürokratie dar - so der ausgemachte Befund.
Das Seminar greift die prominente These vom „Postparlamentarismus“ am Beispiel des Deutschen Bundestages auf. Die Krisenbefunde werden im Verlauf des Seminars anhand einschlägiger Literatur sowohl aus theoretisch-normativer als auch aus empirischer Perspektive untersucht. Dadurch sollen sowohl Einflusspotenziale als auch Fehlentwicklungen des Deutschen Bundestages deutlich gemacht werden, um am Ende des Seminars zu einer differenzierten Einschätzung zu gelangen.